Wie NetAachen ein neues Verständnis von Zusammenarbeit entwickelt

Die Digitale Transformation hat einen disruptiven Wandel in Gang gesetzt. Unternehmen sind plötzlich herausgefordert, bestehende Strukturen und Prozesse zu hinterfragen und sich in gewisser Weise neu zu erfinden. Auch NetAachen hat sich vor über 2 Jahren auf die Reise gemacht, um gemeinsam mit allen Mitarbeitenden ein neues Unternehmens- und Markenverständnis zu erarbeiten.

Lest hier, welche Methoden NetAachen angewendet und welche Erfahrungen sie gemacht hat.

„NewWork“ ist eines der meistgenannten Schlagwörter in der Geschäftswelt unserer Zeit – ähnlich wie „Digitalisierung“ – und im gleichen Maße variieren die Vorstellungen davon, was der Begriff eigentlich bedeutet. Für uns als Unternehmen bedeutet NewWork in erster Linie ein neues Verständnis von Zusammenarbeit. Dabei sind äußere Rahmenbedingungen wie die Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten oder eine veränderte Büroausstattung nur Hilfsmittel oder Auswirkungen dieses neuen Verständnisses.

Dabei verdeutlicht schon der Begriff „Verständnis“: NewWork kann nicht „von oben“ verordnet, nicht einfach eingeführt werden. Verständnis muss man sich gemeinsam erarbeiten, im stetigen Austausch untereinander und miteinander. Noch klarer wird es durch den Begriff „Zusammenarbeit“. Hier steckt das Gemeinsame, das „Zusammen“ schon im Wort. NewWork ist also kein umsetzbares Konzept, sondern die Beschreibung eines Zustands.

Strategische Erfolgsgeschichten

Als Unternehmen mit rund 120 Mitarbeitenden haben wir uns ein Bild der Zukunft erarbeitet, welches sich gerade in Pandemiezeiten direkt beweisen musste und heute tatsächlich das neue „Normal“ widerspiegelt. Ausgehend von einem ausführlichen Markenerneuerungsprozess, aus dem ein neues Leitbild rund um die drei Kernwerte „Herzblut“, „Verlässlichkeit“ und „Wachstum“ entstand, erarbeiteten die Mitarbeiter:innen in gemischten Arbeitsgruppen über alle Unternehmensbereiche und -ebenen hinweg ihre Visionen der Zukunft für die vier zentralen Handlungsfelder von NetAachen: Infrastruktur, Kundenorientierung, Regionalität und Unternehmenskultur. Wir nennen sie: Strategische Erfolgsgeschichten. Mit Methoden des Storytellings und unterstützt durch die Kommunikationsexpert:innen von POWER&RADACH haben wir gemeinsam konkrete Situationen in der Zukunft beschrieben, aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Handlungsfeldern heraus. Unsere Ausgangsfrage war: Wie wird sich NetAachen in ein paar Jahren von innen und von außen anfühlen? Diese Geschichten unterfüttern unseren Markenkern und bilden Leitplanken für die weitere Entwicklung in der Zukunft.

Unternehmenssteuerung in Zirkeln

Sich über die Inhalte von NewWork klar zu werden, war für uns als Unternehmen aber nur ein Teil des Weges. Ein weiterer, wichtiger Teil war die Frage nach dem „Wie“ – die Frage nach der Unternehmenssteuerung. Bisher traditionell hierarchisch organisiert, kommt diese in Zeiten des Umbruchs automatisch an ihre Grenzen. Deshalb haben wir auch unsere Unternehmensorganisation nicht geschont, sondern bewusst in Frage gestellt und neu erarbeitet wieder im Miteinander. Unsere wesentliche Erkenntnis dabei war: Das Unternehmen ist das Produkt der Wirkungen aller Mitarbeitenden. Wir sagen bewusst „Produkt“ und nicht „Summe“. Denn wenn alle Räder ineinandergreifen, dann addiert sich nicht die Wirkung, sie multipliziert sich. Für die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs ist es wichtig, dass die Steuerung – so weit wie möglich – unabhängig von Einzelnen ist. Nachhaltige Unternehmenssteuerung bedeutet, dass jede:r daran Beteiligte aktiv mitwirken kann – und muss. Teilnahme und Transparenz bestimmen deshalb über unser „Wie“ in kleinen Teams mit überschaubaren Schritten zu den wesentlichen Feldern der Unternehmensentwicklung – Betrieb und Prozesse, Kultur und Innovation. Wir nennen sie „Zirkel“, also: „Betriebszirkel“, „Kulturzirkel“ und „Innovationszirkel“.

Führung nach dem MOWe-Prinzip: Das NetAachen-System

Natürlich muss diese neue Form der Unternehmenssteuerung auch organisatorisch gespiegelt werden. „Mitmachen“ und nicht einfach Aufgaben delegieren ist vor allem in der Führungskultur herausfordernd, wenn wir nicht bereit sind, auch diese neu zu denken. Nicht jede:r:m ist die Übernahme von Verantwortung in die Wiege gelegt. Deshalb braucht es weiter Führung, aber mit einem neuen Fokus: Führung nach dem MOWe-Prinzip.

  • Motivation = Antrieb
  • Orientierung = Leitplanken und Halt
  • Weiterentwicklung inhaltlich und persönlich

Dafür braucht es vor allem überschaubare soziale Einheiten als Teams, die sich auf der Grundlage von themen- und verantwortungsbezogenen Zusammenhängen bilden. Verantwortung ergibt sich nach dem MOWe-Prinzip aus übernommenen Aufgaben und nicht andersherum. So aufgebaut und so geführt ergibt sich eine vollkommen neue Unternehmensorganisation. Aufgaben und Themen greifen wie Zahnräder ineinander. Es geht nicht mehr länger um Hierarchie oder Befugnisse. Wir begreifen unser Unternehmen als ein zusammenhängendes System aus sich gegenseitig antreibenden Einheiten.

Ausgehend von diesem neuen, gemeinsamen Verständnis von Zusammenarbeit setzt sich also ein System in Bewegung, das auf Mitmachen, Transparenz und gemeinsamen Werten basiert: Unsere Idee von NewWork als „NetAachen-System“.

Andreas Schneider ist Geschäftsführer der NetAachen GmbH. Das Gründungsmitglied des DigitalHub Aachen baut und betreibt seit fast 25 Jahren Glasfasernetze in der Region und versorgt mit 120 Mitarbeitenden 70.000 Privat- und 3.000 Geschäftskunden mit Telekommunikations- und IT-Diensten.

 

Bildquelle Beitragsbild: © christianchan/ stock.adobe.com

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