Schul-WLAN: So gelingt die digitale Transformation

Tablet-Klassen, interaktive Whiteboards, Online-Lernplattformen – die Digitalisierung unserer Schulen ist in aller Munde. Kein Wunder, schließlich bieten Tablets & Co. ganz hervorragende Chancen, den Lernerfolg nachhaltig zu erhöhen. Somit macht der durch Bund und Länder im Jahr 2019 initiierte DigitalPakt Schule, der unsere teils vorzeitlichen Bildungseinrichtungen in das digitale Zeitalter katapultieren soll, eigentlich alles richtig. Dennoch polarisiert die Initiative in der öffentlichen Diskussion. Zu viel Bürokratie, Trödelei und fehlende Expertise bei den Verantwortlichen sind die Hauptaufreger.

Auch die Zahlen zeigen, dass die Initiative vielerorts noch nicht so weit vorangekommen ist, wie Lehrende, Lernende – und natürlich auch wir Eltern – es sich wünschen würden. So meldete das Bundesministerium für Bildung und Forschung zum letzten Stichtag (31. Dezember 2020), dass bisher erst 875 Mio. Euro von den rund 7 Milliarden Euro an Fördergeldern beantragt wurden.
Die „Zurückhaltung“ ist bei uns in der Region nicht anders. Für die Stadt Aachen und auch die Städteregion stehen ordentliche DigitalPakt-Förderbudgets zur Verfügung (Stadt Aachen = ca. 8,7 Mio. Euro, Städteregion Aachen = 6,5 Mio. Euro). Laut einer WDR-Recherche wurden bis zum 31. April 2021 von keinem Schulträger in der Region Aachen Fördermittel beantragt. Mittlerweile kommen zumindest in der Nordeifel 550.000 Euro aus dem Bund- und Länder-Fördertopf zum Einsatz.

Schul-Digitalisierung: Wie gelingt der große Wurf?

Stellen wir uns also die Frage, wie die Digitalisierung unserer Schulen gelingen kann. Einen Masterplan gibt es zwar nicht, doch zeigen viele Best-Practice-Beispiele erfolgreicher Digitalisierungsprojekte, wo die Reise hingeht.

Den Ausgangspunkt bildet die digitale Basisinfrastruktur: ein schneller Breitbandinternetanschluss sowie ein flächendeckendes, leistungsstarkes WLAN. Beim Breitband ist Glasfaser eindeutig das Mittel der Wahl. Sowohl in Pandemiezeiten als auch zu hoffentlich bald wieder normaleren Zeiten wird der Internet-Zugang ansonsten schnell zum lähmenden Flaschenhals. Beim WLAN wiederum sollte nur topaktuelle Hardware eingesetzt werden, die auch künftig weiter zunehmende Bandbreitenbedarfe abdecken kann.

Schul-WLAN: Standards & Netztrennung

Notebooks, Tablets und Smartphones – die Liste an aktiven Devices, die in Schulen zum Einsatz kommen und gleichzeitig auf das Schul-WLAN zugreifen, ist schon heute lang. Sie werden für Online-Recherche, Video-Streaming oder den Up- und Download von Materialien genutzt. Auf diesen Wegen entstehen große Datenmengen, die übers WLAN transportiert werden müssen. Eine entsprechend hohe Bandbreite sowie die Fähigkeit, eine große Zahl an Endgeräten gleichzeitig zu versorgen, sind für einen unterbrechungsfreien Unterricht essenziell. Leistungsstarke WLAN Access Points, die im besten Fall den aktuellen WLAN-Standard Wi-Fi 6 unterstützen, sind im Schulumfeld deshalb Pflicht.

Hinzu kommt die Netzwerkstruktur selbst. In den Schulen greifen sehr heterogene Gruppen auf das Netzwerk zu. Das WLAN wird von Schüler:innen, Lehrkräften, Verwaltungsangestellten und Gästen gleichermaßen genutzt und jede Anwendergruppe hat unterschiedliche Sicherheitsanforderungen. Zur sicheren Trennung erhalten die Netze im WLAN-Betrieb unterschiedliche Namen, sogenannte SSIDs. Die Access Points müssen dies unterstützen. Zudem sollte die Infrastruktur Bring-Your-Own-Device-fähig sein, also die Einbindung privater Endgeräte unterstützen, denn: Nicht alle Schulen sind in der Lage, Tablets und Co. für das gesamte Lehrpersonal und alle Schüler:innen zu stellen.

Kritischer Faktor Netzwerkmanagement

Nicht minder wichtig ist die laufende Pflege des Schulnetzwerks. Bereits vor der Wahl der WLAN Access Points sollte geklärt werden, wie das neue Netz gemanagt werden soll – denn das kann Folgen für die Auswahlkriterien der Hardware haben. Konfiguration, Monitoring und Troubleshooting sollten nur in Ausnahmefällen bei den Lehrkräften liegen. Regulär muss das Management von WLAN & Co. durch einen externen IT-Dienstleister oder durch die IT-Abteilung des Schulträgers erfolgen. Nur so wird ein zuverlässiger Netzwerkbetrieb sichergestellt.
Grundvoraussetzung für effiziente Abläufe – gerade dann, wenn es gilt, mehrere Schulen zu verwalten – ist eine zentrale Lösung. Hier gibt es zwei Ansätze: Entweder wird das lokale Drahtlosnetzwerk über einen WLAN-Controller gemanagt oder es kommt ein Cloud-gestütztes System zum Einsatz, das ganze Netze mit minimalem manuellen Aufwand per Fernzugriff steuert. Der Vorteil der Cloud-Lösung: Netzwerk-Konfigurationen sind mit wenigen Klicks auch für eine Vielzahl von Standorten erstellt und automatisch ausgerollt. Der zuverlässige Betrieb des Schul-WLANs wird deutlich vereinfacht, Kosten und Zeitaufwand sinken. Bei der Wahl geeigneter Access Points sollten die Träger darauf achten, Geräte auszuwählen, die sowohl den Controller- als auch den Cloud-Betrieb unterstützen. So halten sie sich beide „Wege“ offen.

Datenschutz beim WLAN aus der Cloud: Schule muss geschützter Raum bleiben

Ein letzter Punkt, der ebenfalls früh bei der Planung eines Schulnetzes berücksichtigt werden muss, ist der Datenschutz. Schulen „produzieren“ viele sensible Daten: Noten, persönliche Angaben, E-Mails und IP-Adressen. Schulen und Schulträger unterliegen beim Schutz der Daten Minderjähriger einer besonderen Sorgfaltspflicht. Dies gilt nicht nur für Anwendungen wie Collaboration Tools (z. B. Microsoft Teams), sondern auch für das Schul-WLAN. Soll dieses über einen Cloud-Dienst gemanagt werden, muss unbedingt geprüft werden, ob der dahinterliegende Cloud-Dienst mit der DSGVO vereinbar ist. Auf der sicheren Seite ist man hier mit WLAN-Systemen von europäischen Anbietern. Kritisch wird es hingegen, wenn Cloud-gemanagte Access Points von US- oder auch chinesischen Anbietern zum Einsatz kommen sollen.

Auf Digitalisierung folgt Digitale Transformation

Ist die Infrastrukturbasis für die Schul-Digitalisierung gelegt, ist der Übergang zur digitalen Transformation meist fließend. Das ist an Schulen nicht anders als in Unternehmen oder Behörden. Digitale Anwendungen und Prozesse werden immer mehr zum festen Bestandteil des täglichen Unterrichts. Sie finden ihren festen Platz sowohl im Frontalunterricht als auch in der Gruppenarbeit. Gleichzeitig wird das außerschulische Lernen auf ein neues Niveau gehoben, indem Lern-Apps, digitale Lernplattformen und Kollaborations-Tools den Lernerfog untersützten.

Ralf Koenzen (Jahrgang 1965) gründete den Netzwerklösungs- und Security-Anbieter LANCOM Systems im Mai 2002. Seit Juli 2018 führt er nicht nur die Geschäfte der LANCOM, sondern leitet zusätzlich den Geschäftsbereich “Networks & Cybersecurity” der Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG.

 

Bildquelle Beitragsbild: © Gorodenkoff / stock.adobe.com

Ralf Koenzen, Geschäftsführer LANCOM
Zurück nach oben