So funktioniert App-Entwicklung

Ihr möchtet ein App-Projekt starten oder steht bereits am Anfang der App-Entwicklung? Ein solches Projekt muss nicht kompliziert sein. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr in sieben Schritten von der Idee zur erfolgreichen und individuellen App kommt, und was ihr in den jeweiligen Phasen beachten solltet.

Produktstrategie & Konzeption

Zielsetzung

Mit einer sauberen Zielsetzung steht und fällt der Projekterfolg. Bevor ihr euch mit der Planung der App beschäftigt, solltet ihr also klare Ziele formulieren: Geht es euch um das Erreichen bestimmter Nutzerzahlen und Engagements für eure B2C-Apps, wie z.B. Instagram? Möchtet ihr durch eine individuelle App den Grad der Kundenbindung stärken oder möchtet ihr eine ausgereifte B2B-Anwendung entwickeln, die z.B. Mitarbeiter:innen in der Produktion eine Möglichkeit gibt, Protokolle einfacher zu erstellen?

Nutzer:innen im Fokus: Wer soll wo und weshalb erreicht werden?

Abhängig von den definierten Zielen lässt sich im Folgenden festlegen, auf welchen Endgeräten bzw. Betriebssystemen die App genutzt werden soll. Während im Industrieumfeld häufig auf Android-Tablets gesetzt wird, ist es zum Ansprechen einer breiten Masse sinnvoll, sowohl iOS-Apps als auch Android-Apps parallel anzubieten, um keinen zu großen Teil der Zielgruppe auszuschließen.

Funktionen & MVP-Methode

Nachdem ihr eure Ziele benannt und einen Überblick über die Nutzergruppen und die genutzten Betriebssysteme gewonnen habt, könnt ihr den Mehrwert der App definieren. Welche Funktionen machen eure App einzigartig und für die Nutzer:innen unentbehrlich? In diesem Schritt geht ihr auf die Probleme und Wünsche der Kund:innen ein und legt das sogenannte Feature Set, eine Auflistung aller Funktionen, fest. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Am besten startet ihr mit einer kleinen Anzahl an Funktionen und legt den Fokus darauf, den größtmöglichen Mehrwert für User zu schaffen.

Die einzelnen Funktionen werden in sogenannten User Stories festgehalten, die dann in Wireframes – eine skizzenhafte Darstellung der App – übersetzt werden.

UI/UX Design

Die Nutzer:innen ziehen zwar den größten Mehrwert aus der Funktionalität der App, doch optisch ansprechendes Design gewinnt mehr und mehr an Wichtigkeit. Wie erleben Kund:innen die Benutzung der App? Wie nehmen sie ihre optische Aufmachung wahr und wie leicht fällt ihnen die Interaktion mit der Bedienoberfläche?

An dieser Stelle kommen User Interface (UI) und User Experience (UX) für die Ästhetik, den Aufbau und die Abläufe der App-Nutzung ins Spiel.

Grundlage: Corporate Design

Durch die Vielzahl an hochwertigen Apps von Tech-Konzernen wie Facebook, Google, LinkedIn, PayPal und Co. sind Nutzer:innen “Weltklasse”-Design gewohnt. Ihr solltet also versuchen, die User Experience auf das höchstmögliche Level zu bringen und euch gleichzeitig durch ein einzigartiges User Interface von der Masse abheben.

Wenn ihr als Unternehmen die Entwicklung einer App für Kund:innen, Partnerunternehmen oder Mitarbeiter:innen plant, sollte das User Interface auf eurem Corporate Design aufbauen, sodass eure App eurem Unternehmen klar zugeordnet wird und als Branding-Instrument fungieren kann. Setzt euch einen Style Guide mit allen wichtigen Corporate-Design-Elementen auf, der sich durch die gesamte App zieht. Dadurch gewinnt die App nicht nur an Wiedererkennungswert: Der Design-Prozess wird erheblich vereinfacht.

Wireframe, Mockup & Prototype

Professionelle UI/UX-Designer werden zunächst Wireframes erstellen, welche die Inhalte in ihrer Struktur und Anordnung skizzieren. Durch die simple Aufmachung und den reinen Fokus auf die Funktionalität der App lassen sie sich einfach verstehen und schnell iterieren.

Danach werden Mockups erstellt: das grafische UI wird auf die UX gelagert. Hier wird festgelegt, wie die fertige App später aussehen wird.

Aus den Mockups können im Anschluss Prototypen gebaut werden, die auch die geplanten Funktionen der App simulieren. Die klickbaren Prototypen eignen sich für ausführliche Nutzertests und reichen in der Entwicklung von B2B-Apps oftmals schon aus, um Absichtserklärung (engl. Letter of Intents) oder sogar Vorverkäufe (engl. Pre-Sales) zu erreichen.

Softwareentwicklung

Die Entscheidung bezüglich Technologie solltet ihr, wenn möglich, immer am Ende der Konzeptionsphase treffen, da sie stark von den zuvor geplanten Funktionen abhängt. Zudem sollten eure Entscheidungen in Bezug auf Aufwand, zukünftige Betreuung und auch Zukunftssicherheit beurteilt werden.

Hybride oder Native App-Entwicklung?

Eine der ersten Entscheidungen ist die Wahl zwischen nativer und hybrider App-Entwicklung: Abhängig von der Hardware, auf der Ihre App funktionieren soll, und dem dazugehörigen Betriebssystem unterscheiden sich die empfohlenen Technologien und Frameworks. Unterschiedliche Betriebssysteme haben unterschiedliche Anforderungen an Funktionalität und Design.

Bei der nativen App-Entwicklung fällt der volle Aufwand für jedes Betriebssystem an: Die App wird für jede Plattform einzeln in einer der akzeptierten Programmierumgebungen und -sprachen programmiert.

Die hybride App-Entwicklung hingegen ermöglicht es, einen Großteil der App in einem Framework zu programmieren, welches von mehreren Plattformen akzeptiert wird. Zeit und Aufwand sind erheblich geringer, da nur geringfügige Anpassungen und Optimierungen plattformspezifisch durchgeführt werden müssen.

Im Jahr 2021 ist die hybride App-Entwicklung in den meisten Anwendungsfällen die bessere Wahl. Eure “Default”-Wahl sollte also auf einer Technologie wie React Native oder Flutter liegen, da diese gerade im industriellen- oder B2B-Umfeld häufig eingesetzt werden.

Oftmals gibt es auch mehrere Wege, die App-Entwicklung sinnvoll umzusetzen. Doch die detaillierten Entscheidungen bezüglich Frameworks und Programmiersprachen müsst ihr nicht allein treffen: Das agierende Entwicklungsteam wird auf Basis eurer individuellen Anforderungen und eigener Vorzüge passende Technologien finden.

Testing

Vor der Veröffentlichung sollte eure App umfassend geprüft werden. Diese Prüfung beginnt bereits während der Entwicklungsphase durch das sogenannte Test Driven Development (TDD) und agile Quality Assurance.

TDD

Durch TDD werden bereits in der Entwicklungsphase automatische Tests mitentwickelt und in den Code eingebaut, die ausschlagen und Fehler melden. Die Entwickler:innen können den Abschnitt, an dem sie arbeiten, direkt korrigieren. Der Code wird qualitativ hochwertiger, späteren großen Fehlern kann vorgebeugt werden und auch die Wartung und Weiterentwicklung der App werden erheblich erleichtert.

QA

Die agile Entwicklung nutzt meist zweiwöchige Sprints: In jedem Sprint werden bestimmte Features programmiert und festgelegte Teilziele verfolgt. Am Ende jedes Sprints sollte es eine Qualitätssicherung geben, die durch Product Manager:innen oder einen speziellen QA-Tester:innen erfolgt.

Gerade die Kombination aus TDD und QA ist sehr stark: Während der Sprints finden kontinuierliche Tests durch die Entwickler:innen statt und die zusätzliche, ergänzende Qualitätssicherung am Ende des Sprints verhindert, dass sich Fehler (sogenannte Bugs) aufstauen und erst kurz vor dem Launch entdeckt werden.

Post-Launch

In der IT entwickelt sich alles ständig weiter und auch eure App wird sich stetig weiterentwickeln müssen. Die regelmäßige Wartung und Aktualisierung der App ist deshalb ein wichtiger Bestandteil eines jeden App-Projekts und sollte von Beginn an mit einbudgetiert werden.

Nikolas Chapoupis ist Geschäftsführer der EarlyNode GmbH. EarlyNode ist ein auf SaaS fokussiertes Startup Studio.

 

Bildquelle Beitragsbild: © Sentavio/stock.adobe.com

Nikolas Chapoupis
Zurück nach oben