Ein Erfahrungsbericht von Peter Kerpen
Montagmorgen, die Pandemie dauert nun schon ein Jahr, da meldet sich “donut”. Donut ist ein Slack-Bot, der mich nun darum bittet, eine virtuelle Kaffeepause mit Sven einzuplanen.
Was im Büro eine Zufälligkeit gewesen wäre, muss nun im Kalender fixiert werden – im Homeoffice ist man dann doch froh, an der eigenen Kaffeemaschine nicht plötzlich den CEO anzutreffen. Es ist nicht einfach in einem vollkommen virtuellen Büro, die seh- und fühlbaren Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen beizubehalten, die aus den Idealen und Werten der Organisation entspringen.
Gerade im Innovationsumfeld gibt es grundlegende Elemente, die zu höherer Kreativität und Problemlösung führen: Kurze Wege und offener Austausch. Diese sind aber unterschiedlich gut in die digitale Welt zu übertragen. Die große Challenge für Startups ist nicht unbedingt – wie bei schwerfälligen Big Playern – das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, sondern ihre organisationale Grundkompetenz beizubehalten: Agilität und Vernetzungsdichte des kleinen Teams. Wo Manager:innen vor Jahren noch Wasserspender im ganzen Gebäude aufgestellt haben, um ihre Teams zu vernetzen, muss nun anders Abhilfe geschaffen werden: Bei Taxy.io werden die Impromptu-Treffen nun vom Slackbot gewürfelt und auch nachgehalten. Das verhindert, dass ein Teammitglied fünf Tage die Woche mit den Kollegen nur über eines spricht: Arbeit. Als buntes Team unterschiedlicher Persönlichkeiten aus 12 verschiedenen Kulturen gibt es dabei so viel zu entdecken und zu lernen: Vom Instagram-Channel, der sich mit verrückten Fleischgerichten wie Mettnum (vgl. Magnum-Eis) und Apfelstrudel mit Hack beschäftigt, über Weltmeistertitel im Schnick Schnack Schnuck bis hin zur abgebrochenen Rapperkarriere – hinter dem Slackfoto oder der E-Mailadresse stecken eben doch sehr interessante Charaktere. Diese Vernetzung gilt es zu fördern, da sie klar einen Erfolgsfaktor darstellt, indem sie insgesamt ein besseres Teamgefüge hervorruft, ein besseres Verständnis untereinander und Wertschätzung des einzelnen als Mensch und nicht nur Arbeitskolleg:in.
Kommunikation ist ein wichtiges Mittel, was nicht immer der Information oder Koordination dienen muss. Eine ihrer Hauptaufgaben ist auch die Inspiration. Passend: Während ich tippe, treffen sich einzelne Teammitglieder am virtuellen #fun-watercooler und diskutieren, wen sie wirklich bewundern und inspirierend finden. Das alles trägt dazu bei, die Motivation der Crew hochzuhalten und den “Can do”-Spirit zu bewahren und das wichtige Gefühl von “Wir gehen gerne zur Arbeit” mit einem ausgeprägten Wir-Gefühl aufrechtzuhalten. Am digitalen Wasserspender geht es aber – Gott sei Dank – nicht immer so philosophisch zu: Es wird sich auch mal über die liebsten Filmhelden ausgetauscht oder in die beste walk-on/entrance Musik der Kolleginnen und Kollegen reingehört.
Damit allen Teammitgliedern neben dem liebsten Superheld:innen des Gegenübers auch Fortschritt und Richtung der Arbeit bekannt sind, werden die gemeinsam gesteckten Ziele in wiederkehrenden Jours fixes besprochen und über die Abteilungen hinweg vorgestellt. Insgesamt darf sich aber auch nicht auf routinierte Prozesse verlassen werden. Auch besondere Teamevents kann man ansprechend online abhalten, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwas aus dem schnöden Corona-Alltag herauszuholen: Zum Karneval bspw. gab es Post für alle: Gerade als Startup aus dem Rheinland will man natürlich allen ein Stück “Zülpicher Straße” nach Hause bringen. Das Paket enthielt allerlei Kamelle, Luftschlangen und ein Kölsch, das dann zusammen virtuell am Weiberfastnacht getrunken wurde. Demnächst folgt eine Gameshow mit verrücktem Quizmaster. Das wöchentliche Teamfrühstück mit Breakout Rooms und das Feierabendbier, das das Wochenende einläutet und nun eben per Google Meet zusammen genossen wird, brechen gezielt mit der blinden Gewohnheit des (Heim-)Büroalltags.
Dass das gut beim Team ankommt, zeigt auch die Mitarbeiter:innenumfrage, auf die gerade wegen Corona noch mehr Wert gelegt wird als ohnehin schon: 4,8 von 5 Punkten erhält die Aussage “Ich liebe es, bei Taxy.io zu arbeiten”, genauso wie “Ich würde einem/-r FreundIn empfehlen, bei Taxy.io zu arbeiten”. Es ist ungemein wichtig, frühzeitig zu erkennen, wo bei den Teammitgliedern der Schuh drückt und wie diese mit der momentanen (Arbeits-)Situation zurechtkommen. Auch ist es eine gute Möglichkeit, um kreativen Input für Events und Ideen zu sammeln. Ein Kollege ist NASA-begeistert und schlägt ein entsprechendes Online-Event vor, ein anderer eine Plattform zum digitalen Coworking. Wünsche, Ängste und Meinungen hörbar zu machen ist gerade rein digital eine schwierige Angelegenheit, trägt aber vielseitige Früchte. Alle miteinzubeziehen ist eben eine wichtige Kulturfähigkeit.
Taxy.io wächst rasant und die besonders starken Recruting-Monate fallen alle in die Corona-Zeit: Ca. 15 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bisher ausschließlich remote gearbeitet und wahrscheinlich noch nie jemanden aus der Firma in persona gesehen. Teammitglieder, die von Anfang an dabei waren, mögen die Werte und die Gangart im Unternehmen kennen, Neulingen, die noch keinen anderen ihrer Kolleginnen und Kollegen persönlich gesehen, geschweige denn kennengelernt haben, muss man hingegen auch virtuell einen guten Einblick in Strukturen, Kommunikation und Charaktere gewähren, damit das Onboarding und die Integration ins Team funktioniert. “Ich habe das digitale Onboarding bei Taxy.io als super angenehm empfunden. Im Vorfeld hatte ich ehrlicherweise Bedenken, ob die Einarbeitung in der virtuellen Welt an Grenzen stößt oder offene Fragen bleiben. Tatsächlich lief der Prozess jedoch komplett umfassend, verständlich und angenehm ab.” Ein Statement, das Erleichterung mit sich bringt. Trotzdem arbeiten wir stetig daran, dass sich niemand im Dateiendschungel verloren fühlt. Vor allem aber wird klar, dass sich alle wieder danach sehnen, das große Ganze zu überblicken: “I really don’t know what you are working on right now, Peter. What are you guys doing there on the other side (gemeint ist die kaufmännische Seite)?”, bekam ich schon von einer unserer Data Scientists zu hören. OKRs (Objectives and Key Results ) fassen dann eben doch nicht komplett, woran jede:r einzelne des vorher noch so kleinen Teams nun arbeitet oder was ihn oder sie gerade umtreibt. Umso besser ist es dann, wenn man sich dann bei einem virtuellen “coffee date” über kleine Neuerungen in den Sales-Prozessen oder eben Fortschritte im persönlichen NLP-Experiment austauschen kann.
Nach Covid wird aber sicher nicht alles, wie es war – uns erwartet ein “new normal”. Peu à peu wird auch Taxy.io wie alle Firmen zurück in das physische Büro ziehen. Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass das zumindest für Taxy.io eine hybride Kultur hervorrufen wird. Nicht alle Mitarbeiter:innen wollen fünf Tage in Präsenz arbeiten. Das virtuelle Arbeiten hat auch Chancen eröffnet, an die vorher nicht so selbstverständlich gedacht wurde: Eine Data Scientist aus Berlin? Expertenwissen zu Steuern aus München? Kein Problem. Ein globaler Talentpool bringt Menschen mit einem einzigartigen Drive zu Taxy.io. Steuern scheinen zwar auf den ersten Blick nicht das ansprechendste Thema zu sein, wir mögen es aber, ein großes Problem und diese datengetriebene Challenge mit KI zu lösen.
Wie wollen wir nach der Pandemie arbeiten? Wie oft im Büro, und wenn ja wie viele? Ein Teil der Zusammenarbeit wird sicher langfristig virtuell stattfinden. Welche Art der hybriden Arbeitswelt sich dann für uns eignet und sich im Alltag verankern lässt, werden wir gespannt ausloten. Auch die Kultur gilt es zu bewahren – nicht einfach in einem stark wachsenden Team, noch schwieriger in hybriden Teams, die teilweise onsite und teilweise remote arbeiten. Die Erfahrungen der Pandemie lehren uns aber, dass wir Hindernisse mit ausreichend Finesse und Flexibilität in Chancen verwandeln können, und wir verfolgen aufmerksam Entwicklungen in den Feldern der agilen Organisationsentwicklung, New Work und der Unternehmenskultur. Wenn die Pandemie überstanden ist, steht bei Taxy.io erst einmal ein ausgelassenes Wiedersehen an – vielleicht sogar als gemeinsames Offsite an einem sonnigen Plätzchen.
Peter Kerpen ist Wirtschaftsingenieur mit Erfahrungen im IT-Projektmanagement und im Innovationsbereich. Bei Taxy.io betreut er verschiedene Business Development Themen und kümmert sich um Aspekte der Arbeits- und Firmenkultur.
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