Review: digitalCulture day im digitalHUB Aachen

DigitalCulture ist das, was man draus macht

Beim ersten digitalCulture day #dcd18 am 10. Juli 2018 im digitalHUB Aachen diskutierten rund 100 Teilnehmer aus der Region über die „digitalCulture“ in der Arbeitswelt von morgen. Durch den Abend führte Nina Leßenich, digital Native und Leiterin der AZ/AN Online-Redaktion. Ein Thema aber drei unterschiedliche Vorträge und Herangehensweisen erwarteten die Teilnehmer an diesem Abend. Organisiert wurde der #dcd18 von der Fokusgruppe digitalCulture des digitalHUB Aachen e.V.

Nur Nichtstun ist falsch

Auch wenn sich die Referenten dem Thema digitalCulture aus unterschiedlichen Richtungen näherten, gemeinsam hatten alle eines: eine „digitalCulture“ gibt es nicht!
Damit konfrontierte Alain Veuve als erster Impulsgeber des Abends das Publikum zu Beginn seines Vortrags. Charmant schob der Schweizer Unternehmer noch ein „Sorry“ hinterher, um dann die gestiftete Verwirrung aus der Welt zu räumen. Für Veuve ist die Ausprägung eines allgemeingültigen Begriffs zweitrangig. Viel mehr zählt für ihn, dass es heute bereits zahlreiche Aspekte gibt, die die Bewältigung aktueller digitaler Herausforderungen begünstigen. Angetrieben werden diese Aspekte durch die rasante Entwicklung von Technik, die durch das Internet zusätzlich befeuert wird. Die Art und Weise, wie wir mit den daraus entstehenden Veränderungen umgehen, ist die Kultur. Im Zentrum dieser Kulturauffassung verortet er eine Reihe von Aspekten: Verwalten vs. Unternehmen, Planung vs. Opportunismus, langfristige Kurzsichtigkeit vs. kurzfristige Weitsichtigkeit, kein Risiko vs. Risiko, groß vs. schnell, Struktur vs. Resilienz, kostendeckend vs. mitarbeiterdeckend, von oben herab vs. Miteinander. Dabei betont Veuve, dass nicht jedes Unternehmen nun Maßnahmen innerhalb dieses Spektrums ergreifen muss. Letztendlich sei es egal, was man zur Förderung der Kultur eines Unternehmens macht, nur gar nichts tun sei falsch.

DigitalCulture braucht neues Denken

Der anschließende Impulsvortrag von Coach und Psychologe Markus Väth folgte diesem Tenor. Väth begründet die Abwesenheit einer digitalCulture damit, dass ein digitaler Kulturraum erst seit so kurzer Zeit besteht, dass wir noch nicht wissen, wie wir mit ihm umgehen sollen. Sprache und danach Schrift als kulturstiftende Mittel haben auch jeweils eigene Entwicklungszeiträume benötigt. Die verstrichene Zeit, seit dem die Digitalisierung Einzug in unsere Welt gefunden hat, ist noch zu kurz, um bereits eine gemeinsame digitale Kultur ausgeprägt zu haben. Anders gesagt, wissen wir jetzt noch nicht, wo es in Zukunft hingehen wird. Im Einklang mit Alain Veuve vermutet Väth aber auch, dass es steil und rasant bergauf geht. Um die ungewisse Zukunft besser bündeln zu können, beschreibt Väth anhand eines 4-Felder-Modells, welche Faktoren auf die Entwicklung einer digitalCulture im Unternehmen einwirken. Agilität, Führung, Bildung und Strategie sind die äußeren, sichtbaren Faktoren, unter denen sich eine Kultur entwickelt. Echte Kultur ist daher häufig etwas unterbewusstes, das sich im Denken und Handeln der Mitarbeiter widerspiegelt. Eine digitalCulture, wie wir sie in der Zukunft benötigen, braucht daher neues Denken! Um dorthin zu gelangen empfiehlt Väth, sich wieder an die Kindheit zu erinnern, als man noch ohne Anleitung spielen konnte, zum Beispiel aus Bauklötzen einfach etwas zu erschaffen, ohne dem Bild auf der Verpackung zu folgen.

Positiven Nutzen der Digitalisierung kommunizieren

Das Handeln und Denken im Unternehmen stellen die beiden Coaches Peter Boltersdorf und Uta Rohrschneider in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Hergeleitet aus den Luxx Profilausprägungen stellen sie dar, dass nur eine begrenzte Anzahl von Menschen über die Persönlichkeitsstruktur verfügt, die es zulässt, Änderungen wie die Etablierung einer digitalen Struktur zu verinnerlichen oder sie durchzusetzen. In den meisten Fällen muss ein persönlicher Nutzen für eine Veränderung gesehen werden. Daher sollten Unternehmen daran arbeiten, die Gründe und den positiven Nutzen der Digitalisierung transparent zu gestalten und sie zu kommunizieren. Auf diese Weise kann man an den begünstigenden Profilausprägungen ansetzen und eine wahre Change Readiness bewirken, die einen digitalen Kulturrahmen im Unternehmen fördert. Boltersdorf und Rohrschneider betonen dabei, dass Möglichkeiten geschaffen werden müssen, an denen zahlreiche positive Profilausprägungen im Unternehmen ansetzen können. Mit Zwang und Änderungen, die obendrein delegiert werden, ist ein wahrer Change nicht zu schaffen.
Der Abend wurde dadurch abgerundet, dass die Referenten im Anschluss an drei Themeninseln für Diskussion und Austausch mit den Teilnehmern zur Verfügung standen. Die Stationen konnten flexibel gewechselt werden, um weitere Anregungen zu geben oder unbeantwortet gebliebene Fragen zu stellen.

Impulsvorträge

Alain Veuve
Digitale Transformation ist viel mehr „Digitale Kultur“ als Technik.
Was ist „Digitale Kultur“ – eine Definition und der Einfluss auf den Mittelstand und Mitarbeiter

Folien des Vortrags zum Download

Artikel Alain Veuve: „Digitale Kultur gibt es nicht. Sorry.

Markus Väth

„Innovate your mind“ – Arbeit neu denken.
Vom Begriff der „New Work“ – deren Bedeutung und Auswirkung auf die Unternehmenskultur der Zukunft

Folien des Vortrags zum Download

Artikel Markus Väth im Interview mit Nina Leßenich:

Führungskräfte und Mitarbeiter sind „keine Lusterwarter sondern Schmerzvermeider“

Peter Boltersdorf
Vom nicht existenten „Digital Mind“?! Oder: Wir reden mehr von Kultur als Persönlichkeit.
Wie schaffe ich als Unternehmen den Wandel durch Motivation, Mind-Setting und Mitnahme der Mitarbeiter.

Folien des Vortrags zum Download

Moderation

Nina Leßenich
Leiterin Onlineredaktion der Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten

 

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