Wie gehen Gründer mit finanziellen Risiken um, wie verhält es sich mit den Arbeitszeiten in Startups und ist es zeitlich überhaupt möglich, neben dem Studium ein Startup auf die Beine zu stellen? Das sind nur einige der vielen Fragen, die die Gründerinnen und Gründer den Teilnehmern auf dem Career Day Startups im Rahmen der Online-Jobmesse Talentine am 25. Juni beantwortet haben. Veranstaltet wurde das digitale Live Event vom digitalHUB Aachen e.V. in Kooperation mit dem Career Center der RWTH Aachen. Anja Robert, Koordinatorin des Career Centers der RWTH Aachen und Magdalena Gorecki, Startup Coach beim digitalHUB moderierten das Event live aus der digitalCHURCH – dem kreativen Startup-Zentrum Aachens.
Nach der Begrüßung durch digitalHUB-Geschäftsführerin Iris Wilhelmi und der Präsentation des Vorstellungsvideos des digitalHUB erhielten die rund 80 digital zugeschalteten Teilnehmer eine Führung durch den Coworking Space in der digitalCHURCH. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Startup-Pitches. In diesen stellten 6 Gründerinnen und Gründer sich und ihre Startups vor und beantworteten die Fragen der Teilnehmer.
Im Einführungs-Talk lernten die Teilnehmer mit Alex Stoffers, Mitgründer des 2009 gegründeten Softwareunternehmens Modell Aachen GmbH und Gründer der nextAudit UG, einen „alten Hasen“ der Aachener Gründerszene kennen. Seine Feststellung nach über 10 Jahren Gründungserfahrung: „Um zu gründen muss man zwei Sachen mitbringen: Man muss Optimist sein aber gleichzeitig in gewisser Weise mit dem Status Quo unzufrieden sein und etwas verbessern wollen.“ Außerdem ist Alex der festen Überzeugung, dass man auch beim Scheitern mit Startups persönlich und beruflich weiterkommt.
Als zweites stand Melanie Wagenfort auf der digitalen Bühne und präsentierte ihr „Boob-Tech Startup“ Brajuu. Ihre Geschäftsidee: Eine Plattform, die mittels Algorithmen den perfekt sitzenden BH vermittelt. Bevor sie zur Gründerin wurde, sammelte Melanie bereits mehrere Jahre Berufserfahrung in einer Unternehmensberatung und bei einer Bank. Ihre Learnings bringt sie mit folgendem Worten auf den Punkt: „Der Weg zum Erfolg ist nie gradlinig. Gründen ist eine reine Achterbahnfahrt, man muss es wirklich wollen.“ In der eher männlich dominierten Gründerszene ist Melanie eine der wenigen Gründerinnen. Ihr Appell: „Wir brauchen mehr Diversität in Startup-Gründungsteams.”
Den nächsten Pitch legte Julian Reinauer vom Startup ambeRoad hin. Die Geschäftsidee des KI-Startups: Mittels Analyse und Anreicherung von Kundendaten Muster und geografische Trends im Sales-Bereich erkennen und nutzbar machen. Julian sprach über seine Erfahrungen bezüglich der Vereinbarkeit der Arbeit im Startup mit seinem Studium. Bei beidem gebe es immer wieder heiße, aber auch ruhigere Phasen und man würde mit der Zeit lernen, sich die Zeit richtig einzuteilen. Was man als Gründer mitbringen muss? Motivation, Begeisterung und Disziplin – findet Julian Reinauer.
Die Startups Icon Pro und Ducktrain sind Beispiele für Startups, die als Spinn-offs aus Forschungsinstituten der RWTH hervorgegangen sind. Während so manche kreative Geschäftsidee von Startups aus der plötzlichen zündenden Idee in der WG-Küche resultiert, sind der Gründung von Icon Pro und Ducktrain mehrere Jahre Forschung vorausgegangen. Markus Ohlenforst vom Startup Icon Pro, das sich mit Optimierung von Qualität und Produktivität in der Produktion mittels Einsatzes künstlicher Intelligenz befasst, präsentierte Best Practices aus der Zusammenarbeit mit der Industrie.
Dr.Kai Kreisköther von Ducktrain berichtete über seine Erfahrung mit Investoren und über einige schlaflose Nächte, die ihm sein Startup schon bereitet hat. Mittlerweile gehört Ducktrain längst zu den Senkrechtstarten in der Aachener Startup-Szene und hat mit seiner Idee, die Transportlogistik in Städten mittels elektrisch betriebenem Lastenzug zu revolutionieren, bereits bundesweit mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Mit Gernot Sümmermann stand zum Abschluss noch einmal ein Mehrfachgründer auf der Bühne. Mit seinem Startup RefresherBoxx– einer speziellen Reinigungsbox für Textilien, die in ihrer Healthcare-Version sogar medizinische Schutzkleidung Corona-sicher reinigt, haben Gernot und sein Team bei zahlreichen Wettbewerben abgeräumt – zuletzt beim Rice Businessplan Wettbewerb. Die Produktidee, die hinter seinem zweiten Startup Cynteract steht ist ein VR-Handschuh, der es Patienten mit motorischen Problemen ermöglicht, diese auf spielerische Weise zu rehabilitieren. Für sein neuestes Startup-Projekt Autak, das einen barrierefreien Rollstuhl entwickelt, der durch seine spezielle Bauweise Stufen und Hindernisse überwinden kann, suchen Gernot und sein Team aktuell noch Mitgründer.
Im Anschluss an das offizielle Programm kamen interessierte Teilnehmer in ZOOM-Breakout-Rooms mit den Gründern in Kontakt.
Der Career Day Startups hat gezeigt: es gibt viele Möglichkeiten und Wege, ein Unternehmen zu gründen und das Gründerökosystem in Aachen hält viele Angebote und Fördermöglichkeiten bereit. Was alle Gründer in ihren Pitches vermittelt haben, waren die Begeisterung und der starke Wille, mit denen sie ihre Startups nach vorn bringen.