Es ist erst einige Tage alt, dennoch zeichnen sich schon deutlich digitale Trends ab, die im Laufe des Jahres wichtig werden. Wie das letzte IT-Mittelstandsbarometer des Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) gezeigt hat, wird das Jahr 2018 durch die Zukunftsthemen Blockchain, künstliche Intelligenz und Virtual Reality / Augmented Realitiy („VR/AR“) bestimmt werden. Vor dem Hintergrund der Digitalen Transformation, die sich langfristig auf alle Lebensbereiche auswirkt, möchten wir genauer beleuchten, welchen Einfluss diese Trends heute schon auf die Arbeitswelt ausüben. Dabei behalten wir die Entwicklungen in der „Aachen Area“ besonders gut im Blick und stellen deswegen drei Fallstudien von Unternehmen aus dem digitalHUB Aachen e.V. vor, die mit ihren Applikationen die Arbeitswelt der Zukunft schon heute vorleben.
Blockchain, Künstliche Intelligenz und VR/AR verfügen über das nötige Potenzial oder Notwendigkeit, um die Arbeitswelt nachhaltig zu verändern. Welche Anwendungsfelder und Folgen zu erwarten sind, ist nicht immer absehbar, umso größer sind aber auch die Chancen, die sie mitbringen.
Blockchain ist nicht mehr nur in der Fachwelt ein Begriff , denn die möglichen Veränderungen durch diese Technologie als Basis neuer Geschäftsmodelle ist noch gar nicht in allem Umfang absehbar. Nur so viel ist klar: Blockchain ist eine disruptive Grundlagentechnologie, die 2018 und in den folgenden Jahren wirtschaftliche und soziale Veränderungen hervorrufen wird. Aber was ist Blockchain eigentlich? Blockchain bezeichnet eine dezentrale Datenbank, die stetig um neue Einträge erweitert werden kann – also eine Blockkette, an die am unteren Ende ständig neue Elemente angehängt werden können, die mit ihrem Vorgänger verknüpft werden. Sobald ein Block vollständig ist, wird der nächste erzeugt. Für den gesamten Inhalt eines Blocks wird ein Hashwert erzeugt, auf den der nächste Block in der Kette verweist. Der Zugriff auf die vorherigen Kettenglieder ist nicht möglich. Der Hashwert eines jeden Blocks sorgt zusätzlich dafür, dass die Daten nicht verändert werden können. Zudem laufen die Blocks gleichzeitig auf einem Schwarm von Computern, also dezentral, was eine Manipulation der Blockchain unmöglich macht.
Die bekannteste Anwendung für Blockchain sind Kryptowährungen wie Bitcoin. Derzeit befinden sich ca. 16 Millionen Bitcoins im Umlauf. Dem gegenüber stehen sieben Billionen Euro Bargeld. Damit ist Bitcoin bei weitem nicht in der Lage standardisierte Zahlungsmethoden zu ersetzen. Aber ihr Potenzial ist immens und wird auch so in der Fachpresse wahrgenommen. Ein weiteres Potential für neue Geschäftsmodelle bietet die Technologie durch Smart Contracts, also einer Anwendung bzw. einem digitalen Vorgang, bei denen die Verifizierung direkt zwischen zwei Partnern über die Blockchain ohne Mittelsmänner stattfindet.
Wie dies in einem konkreten Geschäftsmodell umgesetzt wird, zeigt eines unserer digitalHUB Mitglieder, das Aachener Startup MADANA. MADANA ist eine Plattform für Datenanalyse, die Blockchain verwendet, und bietet somit seinen Kunden die Möglichkeit Daten zu kommerzialisieren bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre und IP-Rechte. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn die Geschichte der Blockchain-Revolution 2018 in Aachen geschrieben wird.
Christian Junger, CEO und Mitgründer des Blockchain-Startups MADANA sieht in Blockchain und Datenanalyse den Rohstoff für die zukünftige Geschäftswelt: „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts und werden immer wichtiger. Die erfassten Datenmengen wachsen exponentiell. Analysen dieser Daten sind bares Geld wert, z. B. um Werbung zu verkaufen, Prozesse zu optimieren oder Forschungen im Bereich Gesundheit voran zu treiben. Je wertvoller Daten werden, desto häufiger werden sie gehackt, gestohlen und missbraucht. Der Schutz von Daten wird daher immer teurer und der Gesetzgeber verlangt immer mehr Standards, die eingehalten werden müssen. Viele Daten konzentrieren sich zudem auf einige, wenige große Datensammler, wie z. B. Google, Amazon und Facebook. Andere Mitbewerber können kaum darüber verfügen. MADANA ist in der Lage alle diese Probleme gleichzeitig zu lösen. Durch die Nutzung der gleichnamigen Plattform bleiben Daten immer dort, wo sie erzeugt werden. Für Analysen werden sie in einer geschützten Umgebung ausgewertet, ohne dass eine De-Anonymisierung stattfindet. Es werden nur Analyseergebnisse abgeliefert. Der Datenerzeuger behält immer die volle Kontrolle über seine Daten. Kopien werden nie angefertigt.“
Die mittels Datenanalyse erworbenen Erträge werden unter allen Beteiligten verteilt. Die Bereitsteller der Daten sowie die der Analyseschemata erhalten einen Anteil in der von MADANA entwickelten Kryptowährung PAX, die im Laufe dieses Jahres an den Markt gehen wird. Dadurch möchte MADANA die Partizipanten ihres Ökosystems motivieren, langfristig ein Teil dessen zu bleiben. PAX bildet den Mittelpunkt des Ökosystems und soll das primäre Zahlungsmittel der Plattform und der Smart Contracts darstellen. MADANA schafft mit seiner Plattform hohe Datensicherheit, garantiert Anonymität und macht Informationen in Form von Daten-Analysen durch die Blockchain-Technologie und insbesondere Smart Contracts in der Breite zugänglich.
Für den digitalen Mittelstand stellt Blockchain also eine eine vielversprechende Möglichkeit dar, um sich auf alten und neuen Märkten durch Technologievorsprung zu positionieren. Bisher denken allerdings nur 17 % der deutschen Mittelständler über den Blockchaineinsatz nach, wie kürzlich im DUB Magazin zu lesen war.
Künstliche Intelligenz ist ein Trend, der die digitale Welt schon seit vielen Jahren begleitet und derzeit wieder neuen Aufschwung erfährt. „An KI arbeitet man seit über 30 Jahren. Heutzutage ist der Begriff ein regelrechtes Hypethema und fehlt in kaum einem Techstartup-Pitch“, so Carlo Matic, Gründer der vor 20 Jahren im Aachener Drehturm ins Leben gerufenen Interactive Pioneers GmbH. In den vergangenen Jahren ist die künstliche Intelligenz (KI) zeitweise wieder in der Hypeschublade gelandet. Grundlegend kann unter KI die Automatisierung maschinellen Lernens durch neuronal vernetzen Prozesse verstanden werden.
Die Weiterentwicklung von KI Anwendungen in den vergangen Jahren hat insbesondere das Potenzial für die Weiterbildungs- und Lernbranche ans Licht gebracht. Das Angebot an Onlineseminaren ist in der ersten Welle der Digitalisierung förmlich explodiert. Auch wenn durch die Belegung von Online-Veranstaltungen Reisezeit eingespart werden kann, besteht weiterhin das Problem, passende Formate zu finden. Die Lösung dafür können intelligente Softwareanwendungen sein. Das Unternehmen PRECIRE Technologies GmbH aus Aachen, ebenfalls Mitglied im digitalHUB Aachen, ist Vorreiter im Bereich der Educational Technologies und konnte seine gleichnamige KI Software bereits in die Weiterbildungsplattform eines großen deutschen Airport-Managementanbieters einbinden.
PRECIRE arbeitet mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über Verhaltenstypen und -muster. Mittels einer Sprachanalyse wird der jeweilige Führungstyp bestimmt. Die Führungspersonen beantworten dafür einen Katalog aus 42 Fragen, die nicht nur auf inhaltlicher, sondern auch auf semantischer Ebene Aufschluss über die Person geben. „Wie sieht Ihr typischer Sonntag aus?“, „Berichten Sie von Ihrer schönsten Reise“ oder „Schildern Sie eine berufliche Herausforderung“ sind Fragen, auf die man sich einlassen muss. Die Analyse der aufgezeichneten Antworten berücksichtigt neben der Verwendung bestimmter Formulierungen und Worte, die auf Autorität, Teamfähigkeit und Machtbewusstsein eines Sprechers schließen lassen, auch Emotionen, die über Sprache transportiert werden. In der Auswertung extrahiert die Sprachanalysetechnologie die individuelle Ausprägung von insgesamt 18 grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften von Führungskräften. Zudem können Aussagen über das individuelle Empathievermögen oder unternehmerisches Denken getroffen werden. Manipulation etwa durch vorgelesene Texte ist ausgeschlossen, da hier andere Sprachmuster vorliegen als in der gesprochenen Sprache und somit von der Software aufgedeckt werden. Die Big-Data-Anwendung von PRECIRE lernt zudem anhand von messbaren Zusatzinformationen, z.B. durch den Lernerfolg in der Personalentwicklung und entwickelt sich auf diese Weise selbst weiter. Durch die Einbindung in die oben erwähnte Weiterbildungsplattform erhält man die Möglichkeit, anhand des individuell ermittelten Führungstypen Übungen, Tipps, Videos, Podcasts etc. auszuwählen. Dadurch wird der Lernfortschritt optimal unterstützt – und das jederzeit und überall, auf dem PC, Tablet oder Smartphone.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass KI (im speziellen in Verbindung als Sprachassistent) heute schon eine Reife erreicht, die den Arbeitsalltag in vielen Branchen deutlich erleichtern kann und stellt deswegen einen wichtigen digitalen Trend im Jahr 2018 dar.
Virtual und Augmented Reality sind bereits in den vergangenen Jahren zunehmend in das alltägliche Leben eingezogen. Dabei versteht man unter Virtual Reality (VR) die in Echtzeit computergenerierte Darstellung der realen Welt samt seiner physikalischen Eigenschaften, die mit Hilfe von VR-Brillen interaktiv und virtuell betreten wird. VR Spiele erfreuen sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Unter Augmented Reality (AR) versteht man die computergestützte erweiterte Realitätswahrnehmung. So sind viele Sportübertragungen nicht mehr ohne das Zutun von AR-Technik denkbar, die Abseitslinien, Landepunkt etc. für den Zuschauer sichtbar machen.
Während VR und AR sich zu einem festen Bestandteil im Bereich Medien und Freizeit entwickeln, wird nur ein geringer Teil des Potenzials in der Arbeitswelt ausgeschöpft. Dabei können sie Prozesse und Strukturen des Arbeitsalltags grundlegend transformieren und bieten Hilfestellung bei komplexen Aufgaben. Insbesondere das gemeinsame Arbeiten in verteilten Teams und der damit verbundene Wissenstransfer über Datenplattformen könnten für eine enorme Effizienzsteigerung sorgen. So erstrecken sich die möglichen Anwendungsfälle neben der Unterhaltungsindustrie durch alle Branchen – von Industrie über Medizin und Katastrophenmanagement bis hin zur Navigation.
Das Geschäftsmodell des digitalHUB Mitglieds Bitstars GmbH / HoloBuilder Inc. veranschaulicht, welche Vorteile der Datentransfer über Plattformen und die Darstellung von Projekten über VR und AR mit sich bringt. Ziel es ist auch den Wissenstransfer über den aktuellen Stand und Fortschritt von Bauprojekten zu fördern. Auf der Webplattform HoloBuilder erstellte Projekte können in VR- oder AR-Brillen, (je nach Projektart) oder auch 360° Projektionsumgebungen dargestellt werden. Letztes wird durch eine App realisiert, die es ermöglicht, das Bauprojekt jederzeit zu besichtigen. Zudem verringert die virtuelle Besichtigung von Bauprojekten sowie die Informationsverarbeitung Reise- und Präsenzzeiten, da der Kunde sich nicht auf der Baustelle einfinden muss, um den aktuellen Fortschritt zu begutachten. Die Plattform vereinfacht die Kommunikation zwischen Kunden und Auftragnehmer hinsichtlich der bevorstehenden Bauabschnitte oder Nachbesserungen. Die gesammelten Projektinformationen werden zudem für weitere Beteiligte, wie Designteams und Nachunternehmer nutzbar gemacht.
Bereits heute reichen die HoloBuilder-Projekte von Krankenhäusern, Datencentern und Flughäfen bis hin zu weniger komplexen Bauprojekten, wie etwa Mehrfamilienhäusern oder Bürogebäuden. Vergleichbare Szenarien, in denen Datenplattformen zur Visualisierung eingesetzt werden können, sind in weiteren Branchen auf vielfältige Weise vorstellbar. Da den Möglichkeiten hier fast keine Grenzen gesetzt sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis VR und AR Technik ein fester Bestandteil unserer Arbeitswelt werden.
Damit der Wandel vom Trend zum Standard in naher Zukunft vollzogen werden kann, braucht es mutige digitale Enabler, die mit zukunftsweisenden Geschäftsmodellen an den Markt gehen und die Digitalisierung in der Aachen Area vorantreiben. Unterstützung bei der Umsetzung erhalten sie beim digital HUB Aachen e.V.