Die DIGITAL CHURCH an der Jülicher Straße hat sich als Treffpunkt der digitalen Szene und Ideenschmiede für digitale Geschäftsmodelle etabliert. Vor einem Jahr zog der digitalHUB Aachen in die ehemalige Elisabethkirche und begründete die DIGITAL CHURCH. Der Verein unterstützt Wirtschaft und öffentliche Hand dabei, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern und diese aktiv mitzugestalten. Der „Coworking Space“ in sakraler Atmosphäre mit offenen Arbeitsplätzen, moderner Ausstattung und fürs kreative Arbeiten ausgerüsteten Besprechungsräumen, bietet ideale Bedingungen für das gemeinsame Arbeiten an der digitalen Zukunft.
Das Zusammenbringen („Matching“) von Wegbereitern („Enabler“) der Digitalisierung wie Startups und IT-Mittelstand auf der einen Seite mit den Anwendern („User“) von Digitalisierung auf der anderen Seite, sieht der digitalHUB als eine seiner Kernaufgaben. Das Konzept geht auf: „Bereits mehr als 100 solcher Matchings sind uns seit dem Start vor einem Jahr durch manuelle Arbeit gelungen, ab Anfang August wird es sogar eine digitale Plattform zum Matching geben“, berichtet Dr. Oliver Grün, Vorstandsvorsitzender des digitalHUB und Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand und nennt einige Beispiele: Das Innovationsnetzwerk Energieloft und das Beratungsunternehmen B E T haben Anfang des Jahres eine gemeinsame Innovationsplattform aufgesetzt. Diese unterstützt vor allem Energieversorger bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Formitas, Spezialist für integrierte Bauplanung, unterstützt das Startup Pacific Garbage Screening. Dieses hat eine schwimmende Plattform erfunden, die ohne Netze Plastik aus dem Wasser filtert, zum Beispiel aus dem Meer. Aktuell erarbeiten beide gemeinsam die Grundlagen zur Strömungssimulation. Polarstern Education entwirft digitale Lernkonzepte und wird mit der Volkshochschule Aachen zusammenarbeiten.
* PropTechs (von Property Technology) heißen Unternehmen, die mit innovativen IT- und Kommunikationstechnologien immobilienwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen optimieren.
Um Kooperationen anzustoßen, richtete der digitalHUB seit Eröffnung der DIGITAL CHURCH über 50 eigene Veranstaltungen mit einigen tausend Teilnehmern aus: Netzwerkabende, Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen oder Events wie „Hackathons“, bei denen spontan gebildete Teams aus digitalen Bastlern in wenigen Tagen Lösungen für eine vorgegebene Aufgabe erarbeiten. Geplant waren für diesen Zeitraum ursprünglich etwa die Hälfte an Veranstaltungen, was die Dynamik der Entwicklung in dem neuen Digitalisierungszentrum wiederspielt.
Beratungen, zum Beispiel zu Fragen der digitalen Transformation und zur Geschäftsmodellentwicklung, runden das Angebot in der Kirche ab. Unternehmen aus Mittelstand und Industrie können per „Digital-Readiness-Check“ analysieren lassen, ob ihr Betrieb ausreichend auf den digitalen Wandel vorbereitet ist. Anschließend berät sie das HUB-Team zur Umsetzung von Innovationen. „Etablierte Unternehmen schätzen unser Beratungsangebot zu Themen der Digitalisierung sehr“, berichtet Iris Wilhelmi, Geschäftsführerin des digitalHUB, „wir unterstützen sie dabei, ihre Geschäftsmodelle fit für die digitale Zukunft zu machen – und haben direkt die richtigen Partner für sie.“ Startups begleitet der digitalHUB intensiv in ihrer Gründungsphase, u. a. durch Coaching und Finanzierungsberatungen. Das Matching mit etablierten Unternehmen erleichtert ihnen den Zugang zu Märkten und Kunden.
Mit stark steigender Tendenz im letzten Halbjahr hat der digitalHUB inzwischen 157 aktive Co-Worker gewinnen können, welche mit Zugangschip in der DIGITAL CHURCH arbeiten können. Zu normalen Bürozeiten sind im Durchschnitt mehr als 50 Co-Worker im digitalHUB.
Beim Matching geht der digitalHUB anlässlich des einjährigen Jubiläums in der DIGITAL CHURCH den nächsten Schritt: Die Matching-Plattform, die zusammen mit dem Startup Innoloft entwickelt wurde, geht nun an den Start. Sie bringt automatisiert Startups, IT-Mittelstand und etablierte Unternehmen zusammen. Einen ersten Stresstest bestand die neue Plattform am 6. Juli dieses Jahres. Rund 200 Matchings kamen beim Speed-Dating am Matching Day zustande. Zum 1. August wird der Dauerbetrieb der Plattform aufgenommen. „So werden wir die Erfolgsquote nochmals enorm erhöhen“, ist sich Wilhelmi sicher.
Angst vor Konkurrenz ist in der „CHURCH“ kein Thema: „Gerade der enge Austausch in der Startup Community macht das Coworking in der DIGITAL CHURCH so attraktiv“, findet etwa Sven Pietsch, Geschäftsführer der Innoloft GmbH. „Hinzu kommt die inspirierende Arbeitsatmosphäre, günstige Mieten und der Zugang zu Coaches und Beratern. Regelmäßig sind auch Experten vor Ort, zum Beispiel Finanzberater oder Wirtschaftsförderer.“
Heute hat der digitalHUB Aachen bereits 235 Mitglieder, etwa die Hälfte davon sind digitale Startups, die andere Hälfte stellen mittelständische Unternehmen und Industrie. Hinzu kommen Mitglieder und Unterstützer („Supporter“) aus Politik und Wissenschaft sowie weitere Anwender digitaler Lösungen wie die Lebenshilfe oder das Luisenhospital. „Alle schätzen das Networking und den Austausch in der DIGITAL CHURCH“, weiß Wilhelmi.
„Es gibt kein anderes Startup-Ökosystem in Deutschland, bei dem der Mittelstand so stark im Fokus steht und davon profitiert wie der digitalHUB Aachen. Für nahezu jede Abteilung der Landmarken AG gibt es in der DIGITAL CHURCH ein Proptech*, das für uns interessant ist“, sagt Jochen Hermanns, der als Projektleiter bei der Landmarken AG die Digitalisierung des Immobilienunternehmens vorantreibt, das für die Umwandlung der Elisabethkirche in die DIGITAL CHURCH verantwortlich zeichnete.
Grün und Wilhelmi teilen eine Vision: Die Region Aachen soll digitale Innovationsregion Nummer eins in NRW werden. „Zwei wichtige Schritte hierzu sind getan: Die erfolgreiche Bewerbung auf einen der sechs NRW-Digital Hubs in 2017 war der erste und die Auswahl Aachens als Digitale Modellregion NRW Anfang 2018 der zweite. Diese Kombination gibt es nur in Aachen“, so Grün, sieht aber zugleich: „Es bleibt noch ein langer Weg, eine nachhaltige Wirkung unserer Digitalisierungs-Initiative für die Region zu entfalten“.
Für die Region Aachen bleibt das Ziel des neuen Digitalisierungszentrums in mehrfacher Hinsicht einen Zugewinn: Es stoppt den Wegzug von digitalen Talenten, die aus den Aachener Hochschulen hervorgehen. Dies macht den Standort Region Aachen wiederum für Unternehmen attraktiver, die diese qualifizierten Fachkräfte dringend benötigen. Schließlich sollen Mittelstand und Industrie durch neue Ansätze in ihrem Bestreben der Digitalisierung unterstützt werden. Und immer wieder locken Events in der DIGITAL CHURCH prominente Politiker ins Kirchenschiff, zum Beispiel die ehemalige Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries, NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, MdB Konstantin von Notz oder den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner.