Im Rahmen unserer Reihe „Sustainability Best Practices“ stellen wir euch regelmäßig Unternehmen vor, die im besonderen Maße auf die UN-Nachhaltigkeitsziele einzahlen.
Unsere aktuelle Sustainability Best Practice hat uns ins Gewerbegebiet auf die Hüls geführt. Wir sind zu Gast bei der INTEWA GmbH. Das 1993 gegründete, international tätige Maschinenbauunternehmen entwickelt und vertreibt Produkte und Systeme für die Bereiche Wasseraufbereitung und -wiederverwendung, sowie Regenwasser-Management – also Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser.
Bedingt durch Dürre, Hitzeperioden und tödliche Überschwemmungen ist Wasser in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Im Sommer 2022 herrschte in Europa die schlimmste Dürre seit 500 Jahren, das zeigt: Dringlichkeit für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser ist groß. „Wir müssen endlich begreifen, dass das Thema Wasser für uns alle von existenzieller Wichtigkeit ist“, sagt Oliver Ringelstein, Visionär, Überzeugungstäter und Geschäftsführer der INTEWA GmbH.
Eindrucksvoll sei der bereits stattfindende und in Zukunft eskalierende Kampf um das Wasser im Buch „The last Oasis“ in der Erstausgabe 1992 von Sandra Postel beschrieben. „Dieses Buch, meine eigenen Erfahrungen mit dem drastischen Verlust der Artenvielfalt des Mittelmeeres innerhalb meiner Jugendzeit und vieles mehr, haben mich bereits während meines Maschinenbaustudiums dazu bewogen, selbst aktiv zu werden und die INTEWA GmbH zu gründen“, erinnert sich Oliver Ringelstein. Schon damals sei absehbar gewesen, dass Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz die wesentlichen Themen für den Fortbestand des Lebens auf unserem Planeten sein würden, aber es sei unklar gewesen, wann sich auch ein ausreichender Markt entwickeln würde, um etwas bewegen und mit entsprechenden Lösungen auch ein Unternehmen betreiben zu können.
Heute – fast 30 Jahre später, sitzen wir mit Oliver Ringelstein und seiner Kollegin Anna Stubbe aus dem Marketing im Meetingraum, der sich unten neben dem Foyer des 2019 erbauten INTEWA-Firmenneubaus befindet. Das Firmengebäude spielt für das Unternehmen eine besondere Rolle und hat eine starke Symbolkraft, denn mit diesem zeigt INTEWA, wie ein nachhaltiges Gewerbegebäude gleichermaßen modern, energieneutral, wasserautark und kosteneffizient sein kann. Im Einsatz sind dabei auch die firmeneigenen Systeme und Komponenten zur Wasseraufbereitung.
Büro, Produktion und Lagerhallen sind mit innovativer Wasseraufbereitungstechnik ausgestattet, die im Eingangsbereich präsentiert wird und für Forschungs- und Entwicklungszwecke nutzbar ist. Das Gebäude verfügt über eine eigene Kläranlage sowie eine Anlage, in der Abwasser zu Betriebswasser und Regenwasser mittels Aqualoop-Technologie mit Membranfiltern zu Trinkwasser aufbereitet wird. Die Qualität des aufbereiteten Wassers wird regelmäßig in einem anerkannten Labor geprüft. Das Regenwasser wird vom Hallendach aufgefangen und landet in einem 30 Kubikmeter großem Wasserspeicher, der sich unter dem entsiegelten Parkplatz des Firmengebäudes befindet. Die Zisterne dient nicht nur als Wasserspeicher, sondern ist gleichzeitig Rückhaltebehälter bei Starkregenereignissen.
Abgesehen von der Wassertechnik ist das Gebäude auch aus energetischer Sicht ein Vorzeigebeispiel: Durch die Wärmepumpe mit Tiefenbohrung, Niedertemperaturfußbodenheizung, Außendämmung und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung hat das Gebäude nur einen geringen Energiebedarf. Die Energie wird mittels 17 KW-Photovoltaikanlage auf dem Dach und daran angeschlossener Wärmepumpe erzeugt.
„Schon dieser Kurzüberblick durch das Gebäude mit seiner vielfältigen Technik zeigt auf, dass Nachhaltigkeit hier nicht nur schöner Schein ist, sondern bei INTEWA konsequent zu Ende gedacht wird und sich zudem in unserer Vision widerspiegelt“, so Anna Stubbe nach dem gemeinsamen Rundgang.
Mit seinem Wasserecyclingkreislauf am Firmengebäude verfügt das Unternehmen INTEWA mittlerweile über mehr Wasser, als es selbst benötigt:
„Der Regenwasserertrag unseres Hallendachs liegt bei 380 Kubikmeter im Jahr. Mit unseren Wasserwiederverwertungssystemen könnten wir problemlos noch weitere Gebäude mitversorgen. Eines unserer Zukunftsziele ist es, dass viel mehr Gebäude und sogar ganze Quartiere wasserautark werden“, erklärt Ringelstein. Für’s erste nutzt INTEWA das überschüssige, aus Regenwasser aufbereitete Trinkwasser, um sein eigenes BRainwater-Bier zu brauen – auch eine sinnvolle Maßnahme, wie wir finden.
Neben seinem Hauptgeschäft hat INTEWA an seinem Standort auch eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung – passend zum Entdecker-Gen von Geschäftsführer Oliver Ringelstein, der ursprünglich Archäologe werden wollte, sich aber dann doch für das Maschinenbaustudium entschieden hatte. Neben regelmäßigen Forschungsprojekten mit der RWTH Aachen hat INTEWA kürzlich einen gemeinsamen Projektantrag mit dem Aachener Startup Kowalytics (ehemals Korallenwächter) eingereicht. Ein derzeit laufendes Projekt ist das Forschungsprojekt AgRAIN. Dabei geht es um die Entwicklung eines neuartigen, kapillaren Regenrückhalte- und Unterflurbewässerungssystems für Burkina Faso – ein Land, dessen Landwirtschaft einer enormen Klimavariabilität mit Dürren und Starkregen ausgesetzt ist.
Bedingt durch den Klimawandel, wird Wasser weiter zur immer knapperen Ressource werden. Was da hilft? Erstens: Weltweit in der Landwirtschaft und Industrie sparsamer mit der knappen Ressource Wasser umgehen. Zweitens: Regenwassermanagement und Wasserwiederverwertung. „In Belgien beispielsweise verfügt fast jedes Haus über einen eigenen Wasserspeicher. Da zeigt sich, welchen Einfluss Regulatorien und Maßnahmen von Staaten haben. Bei uns gibt es Energiepässe, aber etwas Vergleichbares für Wasser gibt es nicht“, sagt Ringelstein.
„Es ist an der Zeit, dass wir alle beim Thema Klimaschutz mehr Verantwortung übernehmen, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Im Gegensatz zu den Kosten, die Klimaschäden verursachen, muten die Milliarden, die aktuell in den Klimaschutz gesteckt werden sollen, wie Schnäppchen an“, ergänzt er.
INTEWA hat Verantwortung übernommen und übernimmt sie weiterhin. Das Unternehmen hat mit seinem Firmengebäude und seinen Lösungen für Wasseraufbereitungstechnik gezeigt, wie ein nachhaltiger Umgang mit Wasser aussehen kann. Die Lösungen sind da, der Weg muss nur noch von Vielen gegangen werden.
Ihr möchtet mehr über das Thema nachhaltige Wasserkreislaufwirtschaft erfahren? Dann werft mal einen Blick ins INTEWA-Wiki, in dem viele Informationen und Knowhow zu dem Thema zusammengetragen sind. Außerdem freut sich Oliver Ringelstein über einen Austausch auf LinkedIn.