Schnelle Energiewende durch Digitalisierung und Partizipation

Heizen soll klimaneutral werden. Das ist der Kern der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Noch im Jahr 2021 entfielen etwa 70 % des CO2-Ausstoßes im Bereich Wohnen auf das Heizen, was rund 210 Millionen Tonnen entspricht (Quelle: Statistisches Bundesamt). Um Gebäudeeigentümer:innen eine Entscheidungsgrundlage zu geben, welche klimafreundliche Wärmeenergie und -technologie sie zukünftig zum Heizen nutzen, wurde zeitgleich das Wärmeplanungsgesetz eingeführt, das allen Städten und Gemeinden vorschreibt, bis spätestens Mitte 2028 eine lokale Wärmeplanung zu erstellen.

Die kommunale Wärmeplanung wird damit zum entscheidenden Hebel für mehr Klimaschutz, da hier wichtige Vorgaben für die Gebäudeplanung und Sanierung festgelegt werden.

Wie die Roadmap einer kommunalen Wärmeplanung aussieht, was entscheidende Erfolgsfaktoren sind und welche zentrale Rolle die Digitalisierung dabei spielt, unsere Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, zeigen wir in unserem Blogbeitrag.

 

Win-Win: Planungssicherheit für alle

Die Kommunale Wärmeplanung bringt viele ökologische und ökonomische Vorteile für die Städte und Gemeinden, für die Unternehmen in der Region und für die Bürger:innen. Alle Beteiligten erhalten dadurch langfristige Planungssicherheit. Damit die Planung und Umsetzung neuer Infrastrukturen für umweltfreundliche Energieträger effektiv und reibungslos funktionieren, ist es wichtig, einige strategische Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen.

Die Roadmap kommunaler Wärmeplanung

Die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung gliedert sich in mehrere Phasen. Auf der Basis detaillierter Bestands- und Potenzialanalysen werden mögliche Zielszenarien sowie geeignete Strategien für deren Umsetzung entwickelt. Zusätzlich hilft eine Controlling-Strategie dabei, während der Umsetzung den Projektfortschritt sowie Veränderungen oder Abweichungen durch Abgleich mit den Zielszenarien jederzeit im Blick zu behalten. Der Übergang der neuen Infrastruktur in einen dauerhaften Betrieb sollte im Konzept bereits in der Verstetigungsstrategie geplant werden. Um die nötige Akzeptanz und Unterstützung bei allen Interessengruppen zu erreichen, sind Kommunikation, Transparenz und Partizipation im gesamten Projekt von entscheidender Wichtigkeit.

Die Kommunikationsstrategie sollte deshalb sorgfältig und als integrierter Bestandteil der gesamten Umsetzungsstrategie geplant werden. Natürlich ist für die Umsetzung auch die Finanzierung ein zentraler Punkt. Dazu können Kommunen und Städte Förderprogramme auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene nutzen. Die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung werden in einem Wärmeplan zusammengefasst, der als Leitfaden für die zukünftige Wärmeversorgung der Gemeinde dient.

Carpus+Partner_Erfolgsfaktoren

Bild 1 - Bestandsanalyse: Wärmekataster gebäudescharf

Damit die Planung und Umsetzung reibungslos und schnell gelingen, gilt es im Wesentlichen drei zentrale Bereiche in den Fokus zu nehmen: Die Menschen, die die neue Wärmeversorgung nutzen sollen, müssen von Anfang an eingebunden und beteiligt werden, damit ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Befürchtungen berücksichtigt werden und sie die Lösung am Ende unterstützen und mittragen. Um für die Wärmeplanung den für die Region klimafreundlichsten Mix aus erneuerbaren Energien zu finden und größtmögliche Energieeffizienz zu erzielen, müssen die regionalen Besonderheiten, geologischen Voraussetzungen und Potenziale sorgfältig analysiert und berücksichtigt werden. Und schließlich gilt es, für größtmögliche Effizienz und Transparenz die Möglichkeiten der Digitalisierung vom Planungsstart über die Umsetzung bis zum Übergang in den Regelbetrieb zu nutzen.

Die Menschen im Fokus

Die kommunale Wärmeplanung muss sicherstellen, dass alle Bevölkerungsgruppen Zugang zu bezahlbarer Wärme haben. Auch energetische Sanierungsmaßnahmen, die teilweise nötig sind, um auf Wärmepumpen oder Wärmenetze 5.0 umzustellen, dürfen dabei nicht zur Verdrängung von einkommensschwachen Haushalten führen. Das führt zu einer Vielzahl unterschiedlicher Interessengruppen mit einer großen Bandbreite von Erwartungen und Bedürfnissen, die in einer übergreifenden Wärmeplanung in Balance gebracht werden müssen.

Die konkrete Umsetzung einer kommunalen Wärmeplanung bedeutet Veränderung. Gewohntes aufzugeben und Neues anzunehmen, ist ein Prozess in verschiedenen Phasen, die bei Menschen unterschiedliche Reaktionen auslösen – von offener Ablehnung bis zu Begeisterung und der Einsicht, dass die Veränderung Positives bewirken wird. Werden diese Phasen moderiert und aktiv geführt, tun sich großartige Chancen auf: Die kommunale Wärmeplanung geht mit einer Weiterentwicklung der Kommune einher hin zu einer ganzheitlichen Kultur des gemeinsamen Anpackens, wodurch gesellschaftliche Teilhabe, Gemeinschaftsgefühl und Heimatverbundenheit entsteht.

Die Digitalisierung bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Partizipation, Transparenz, Kommunikation und Identifikation im gesamten Planungs-, Umsetzungs- und Veränderungsprozess zu erreichen: Neben der regelmäßigen Information über öffentliche und soziale Medien, kann vor allem eine zentrale digitale Plattform den kontinuierlichen Dialog zwischen allen Beteiligten sicherstellen und unterstützen – zum Beispiel durch die Bereitstellung aller wichtigen Daten und Informationen zu Zielen, Planung und Umsetzungsfortschritt, durch die Abfrage und Eingabe von Erwartungen, Anforderungen und Bedürfnissen der Beteiligten wie auch durch soziale Interaktion und aktivem Community Building.

Erneuerbare Energie ist regional

Die kommunale Wärmeplanung ist ein essenzielles Instrument um regional effiziente, nachhaltige und klimafreundliche Wärmeversorgungssysteme zu entwickeln. In einer umfassenden Bestandsanalyse werden zunächst die Wärme- und Energieverbräuche der Region ausgewertet. Dafür muss eine Vielzahl von Daten unterschiedlichster Quellen wie beispielsweise von Energieversorgern, Netzbetreibern oder auch Schornsteinfegerbetrieben digital zusammengetragen, verknüpft und ausgewertet werden.

In einem zweiten Schritt erfolgen dann die Identifikation und Lokalisation der regionalen Potenziale. Das können erneuerbare Energien wie Sonne, Wind, Erdwärme (Geothermie) oder Biomasse sein, aber auch die Abwärme aus Industrie, Abfallverwertungsprozessen oder Abwasser. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Effizienz der Wärmeerzeugung und -verteilung. Wärmenetze müssen so geplant werden, dass Verluste minimiert werden und die Wärme hocheffizient dort ankommt, wo sie benötigt wird (Wärmenetz 5.0).

Auf Basis dieser lokalen Ressourcen, Gegebenheiten und Nutzungsbedarfe werden mithilfe eines digitalen Zwillings KI-gestützt Zielszenarien modelliert. Diese ermöglichen Effizienz- und Kapazitätsplanungen für die neuen Formen der Wärmeerzeugung und deren Verteilinfrastrukturen. So können auch die Auswirkungen und Konsequenzen der unterschiedlichen Modelle für die Versorgungssicherheit, die Umwelt und die Kosten zuverlässig analysiert und geplant werden.

Daten als Beschleuniger der Wärmewende

Daten sind Informationen. Aus der Strukturierung und Verknüpfung von Informationen entsteht Wissen, das im Moment des Austauschs, der Vernetzung und der Kommunikation mit anderen Menschen Erkenntnis bewirkt. Basierend auf diesem Prinzip planen und entwickeln wir bei Carpus+Partner Gebäude, Quartiere und Infrastruktur-Konzepte, die Wissen vermehren – für eine hoffnungsvolle Zukunft. Die Digitalisierung ermöglicht, vereinfacht und beschleunigt die kommunale Wärmeplanung – wenn sie konsequent im gesamten Planungsprozess genutzt wird. Das umfasst nicht nur die Datenerhebung, die Status-Quo- und Bedarfsermittlung, die Potenzialanalyse, die Zielszenario-Modellierung oder die partizipative Einbindung aller Beteiligten in den Entwicklungsprozess.

 

Carpus+Partner_Potenzialanalyse 2

Potentialanalyse: Heatmap Zielszenario

Die digitale Automatisierung beschleunigt und verbessert zudem die Prozesseffizienz und Planungsgenauigkeit. Vielseitige Funktionalitäten wie automatisierte Berichte, Kennzahlenübersichten, kartographische Darstellungen zu Gebäude- und Quartiersbeständen, energetischen Potenzialen und Versorgungsarten, Emissionen oder auch integrierte Solarpotenzial- und Wärmekataster unterstützen bei der technischen Planung. Für die effektive Projektsteuerung steht so jederzeit ein transparenter Überblick zu Fortschritten, Handlungsoptionen oder Maßnahmenkatalogen zur Verfügung. Auch für die Fördermittelakquise können die vorhandenen Daten, beispielsweise zur Erstellung einer Vorhabenbeschreibung oder die Antragstellung, einfach genutzt werden.

Hand in Hand: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Um die ambitionierten Klimaziele bis 2045 zu erreichen, müssen wir unseren Energie- und Wärmeverbrauch umstellen und optimieren. Die kommunale Wärmeplanung ist der Schlüssel dazu. Wenn die Möglichkeiten der Digitalisierung dabei im vollen Umfang zum Einsatz kommen, wird es uns gelingen, für die Wärmewende effiziente, nachhaltige und klimafreundliche Wärmeversorgungssysteme zu entwickeln und in den Kommunen einen Kulturwandel zu initiieren, den die Menschen mittragen und aktiv leben.

Über Carpus+Partner

Die Carpus+Partner AG ist ein international tätiges Beratungs- und Planungsunternehmen mit 300 Mitarbeiter:innen an sechs Standorten in Deutschland mit Hauptsitz in Aachen. Als Partner der Life-Sciences – und Hightech-Industrie entwickelt, plant und realisiert das Unternehmen hochkomplexe Labor-, Produktions- und Bürogebäude, in denen Menschen begeistert zusammenarbeiten.

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