Das war die Online-Konferenz „KI kontrolliert?!“

Auf der vom digitalHUB und dem Lehrstuhl für Technik und Organisation der RWTH Aachen organisierten Online-Konferenz wurde sich den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning aus wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive genähert. Im Vordergrund des Events stand der Begriff der Kontrolle und die damit zusammenhängende Frage, in welche Prozesse KI-Systeme schon heute kontrollierend eingreifen und welche Bereiche zukünftig hinzukommen. Neben der Entwicklung von Kontrollmöglichkeiten und -mechanismen für KI und der Frage nach den Daten, mit denen die Systeme gespeist werden, ging es auch um Chancen von KI.

Die Konferenz wurde moderiert von Dr. phil Jacqueline Lemm, Lehrstuhl- und Projektmanagerin am Lehrstuhl für Technik und Organisationssoziologie und Thomas Gerstmann, Selbstständiger Unternehmer im Bereich Data-Driven User Experience Optimization. Nach der Begrüßung durch Iris Wilhelmi, Geschäftsführerin des digitalHUB Aachen, begrüßte Prof. Dr. Roger Häußling, Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Technik und Organisationssoziologie, die rund 100 Teilnehmer:innen mit einem einführenden Vortrag. In diesem spannte er den Bogen von Alan Turing, der das Spezifische der neuen Technologien auf den Punkt brachte und feststellte, dass erlernte Prozesse nicht unbedingt zu Ergebnissen führen, bis hin zum Mathematiker und Philosophen Norbert Wiener und dessen Zitat „Wenn wir eine Maschine programmieren, um einen Krieg zu gewinnen, müssen wir gut nachdenken, was wir mit Gewinnen meinen.“ Damit eröffnete er bereits den Blick auf die Problemfelder im Zusammenhang mit KI.

Software, Hardware, Groupware, Wetware im Spannungsfeld

Im Anschluss folgen die Keynotes von Prof. Dr. Dirk Baecker, Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke und von Dr. Oliver Grün, CEO der GRÜN Software Group und Vorstandsvorsitzender des digitalHUB Aachen e.V.

Prof. Baecker stellte in seinem Vortrag den Unterschied zwischen Hardware, Software, Wetware (wir Menschen) und Groupware (Systeme zur Kommunikation in der Gruppe) vor und hielt fest, dass dieses Nebeneinander der Systeme nur im Medium wechselseitiger Kontrolle funktioniere.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Chancen von KI

Dr. Oliver Grün beleuchtete das Thema KI in seiner Keynote aus wirtschaftlicher Perspektive und zeigte die Chancen der Technologie auf. Angefangen bei einer Definition von KI und der Unterscheidung von Unsupervised Learning (das System erkennt Muster in Daten, liefert aber keine Begründung), 2. Supervised Learning (das System wird mit Daten „gefüttert“ und erstellt basierend darauf ein Modell) und 3. Reinforced Learning (KI lernt nach Belohnungs- und Bestraftungsprinzip) kam er schnell zu Anwendungsbeispielen: KI in der Radiologie zur Krebserkennung, KI zur Berechnung von Einsparpotenzialen, KI beim autonomen Fahren, Spracherkennung, Predictive Maintenance. Grün äußerte, dass er die große Sorge, vor KI in den meisten Fällen nicht teile, denn aktuell hätten wir es nur mit schwachen künstlichen Intelligenzen zu tun. Bis starke KI, die die Daten und Ergebnisse von einer Disziplin auf eine andere übertragen, oder sogar Super-KI, die die Intelligenz des Menschen erreichen, zum Tragen kommen, würden noch einige Jahrzehnte vergehen. Abschließend hielt Grün fest, dass aus seiner Sicht bei unserer heutigen schwachen KI, der Nutzen gegenüber der Gefahr deutlich überwiege und plädierte dafür, KI nicht nur zu nutzen, sondern selbst Modelle zu trainieren und darauf basierende Geschäftsmodelle zu entwickeln.

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Prof. Dr. Dirk Baecker, Soziologe, Universität Witten/Herdecke; Prof Dr. Roger Häußling, Technik- und Organisationssoziologie (STO), RWTH Aachen, Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger, Lehrstuhlinhaberin Chair for Theory of Science and Technology, RWTH Aachen University als Vertreter:innen der Wissenschaft mit Dr. Daniel Trauth, Geschäftsführender Gesellschafter der senseering GmbH und Katharina Nocun, Autorin und Ökonomin, als Verteter:innen der Wirtschaft über weitere Problem- und Fragestellungen im Zusammenhang mit KI, wie beispielsweise Diskriminierung durch „biased“ (voreingenommene) Algorithmen.

Abschließender Konsens war: Chancen in Zusammenhang mit KI sollten genutzt werden, in einigen Bereichen, in denen ethische Fragestellungen und Probleme auftauchen, müssten diese aber erst gelöst werden. Nach der Podiumsdiskussionen nutzen zahlreiche Teilnehmer:innen die Chance, sich an den einzelnen virtuellen Thementischen auszutauschen.

Die Veranstaltung war eine Kooperation des digitalHUB Aachen mit dem Lehrstuhl für Technik- und Organisationssoziologie (STO), RWTH Aachen.

Podiumsdiskussion KI kontrolliert ?! im digitalHUB Aachen
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