Mit Digital Decision Making nachhaltig wirtschaften

Sustainability Best Practice INFORM

In Zusammenarbeit mit der Fokusgruppe Sustainability & Social Entrepreneurship möchten wir euch ab sofort regelmäßig Unternehmen aus der HUB Community vorstellen, die die Chancen der Digitalisierung nutzen, um sich ökologischer und nachhaltiger aufzustellen. Mit diesen Best Practices möchten wir euch dazu inspirieren, euch über Nachhaltigkeitsthemen, -ziele und -wege auszutauschen.

Unsere dritte Sustainability Best Practice führt uns zur INFORM GmbH. Das 1969 gegründete Aachener Unternehmen unterstützt operatives und strategisches Entscheiden in komplexen, hochdynamischen Situationen durch Software zur intelligenten Optimierung von Geschäftsprozessen. INFORM hat heute über 850 Mitarbeiter:innen aus über 30 Nationen an 5 Standorten.

Um zu erfahren, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit bei INFORM spielt, und wie es nach innen und außen gelebt wird, treffen wir uns mit Dr. Dorothea Ernst. Als Sustainability Catalyst bei INFORM ist sie gemeinsam mit Geschäftsführer Dr. Andreas Meyer und Bereichsleiterin Uschi Schulte-Sasse für die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens zuständig. Nebenberuflich gibt sie als unabhängige Innovationsarchitektin Workshops und Seminare, die sich mit Transformations- und Innovationsprozessen beschäftigen. Ihr besonderes Interesse gilt der sozialen Seite der Nachhaltigkeit. 2020 erschien ihr Buch „30 Minuten Nachhaltigkeit“ und 2021 legte sie mit „Nachhaltigkeit effektiv gestalten“ direkt ein zweites Buch nach.

Dr. Dorothea Ernst, Sustainability Catalyst bei INFORM

Entwicklung des Nachhaltigkeitsverständnisses bei INFORM

Nachhaltigkeit ist laut Unternehmens-Website ein Unternehmensziel. Aber wie wird der Begriff Nachhaltigkeit bei INFORM verstanden? „Uns ist es wichtig herauszustellen, dass Nachhaltigkeit bei einem selbst beginnt, daher ergänzen wir bei dem 3-Säulenmodell für nachhaltige Entwicklung neben den drei Säulen Planet, People, Profit als vierte Säule die Person, das Individuum. Um langfristig nachhaltig agieren zu können, müssen diese Säulen in Einklang gebracht werden“, erklärt Dr. Dorothea Ernst.

Nachhaltigkeit habe im Geschäftsmodell und im Wirtschaften von INFORM von Beginn an eine wichtige Rolle gespielt, allerdings habe sich das Nachhaltigkeitsverständnis 2019 noch einmal deutlich geschärft. Bis dahin sei dieser Wert vor allem auf den vertrauensvollen und langfristen Umgang mit Kund:innen und Mitarbeiter:innen sowie auf die Unternehmensentwicklung angewandt worden. Der zentrale Orientierungspunkt war die Wirtschaftlichkeit des Kunden.

 

4-P Nachhaltigkeitsverständnis bei INFORM: Planet, People, Profit, Person

„2019 haben wir unser Verständnis von Nachhaltigkeit weiterentwickelt. Natürlich geht es immer noch um Wirtschaftlichkeit. Ein nicht profitables Unternehmen überlebt nicht und mit seinem Sterben verschwinden Arbeitsplätze. Das ist gesellschaftlich unnachhaltig. Wirtschaftlichkeit ist aber nicht mehr das alleinige Optimierungsziel. Vielmehr geht es um systemische Wertschöpfung, das heißt darum, mit dem unternehmerischen Handeln, einen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und zur Erreichung der 17 Sustainability Development Goals (SDGs) zu leisten und gleichzeitig profitabel zu agieren.“

Zu dieser Schärfung des Verständnisses ist es durch den öffentlichen Diskurs, durch den gesellschaftlichen Bewusstseinswandel und durch Input von Mitarbeiter:innen und Kund:innen gekommen. Zentraler Orientierungspunkt für INFORM ist heute der Bundtlandreport. „Globale Agenden wie der Bundtlandreport von 1987, die Millennium Development Goals von 2000 oder die Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs sind immens wichtig. Sie bilden einen globalen strategischen Entwicklungsrahmen, haben eine lange Laufzeit und nach ihnen richten sich alle Regierungen sowie zunehmend mehr Unternehmen, Verbände, Bildungseinrichtungen, Städte und Kommunen aus“, erklärt Dr. Ernst. „Hier in Aachen ist das prominent zu sehen an der 4. Aachener Gesamtschule in der Sandkaulstraße.“

Software als Motor für Nachhaltigkeit

Das Vorantreiben von Nachhaltigkeit ist bei INFORM tatsächlich zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells. „Unser größter Hebel als INFORM ist der Einfluss, den wir über unsere Software und unsere Kunden haben“, stellt Dr. Dorothea Ernst heraus. Denn mit der Entwicklung intelligenter Softwarelösungen zum Digital Decision Making unterstützt INFORM nicht nur operative und strategische Unternehmensentscheidungen bei Kunden weltweit, sondern stiftet auch gesellschaftlichen und ökologischen Nutzen. Neben ökonomischen Kriterien sind soziale und ökologische Kriterien fest in der Entscheidungssoftware implementiert.

„Wir unterstützen unsere Logistik-Kunden dabei, sich z.B. klimafreundlicher aufzustellen, indem wir ihnen helfen, die zurückzulegenden Kilometer auf Transportrouten zu optimieren oder die klimafreundlichsten Transportmodi – Bahn, Schiff, LKW – zu wählen und entsprechende Kennzahlen zur Verfügung stellen. Unsere Kunden haben dadurch die Möglichkeit, ihre Aktivitäten und Entscheidungen zunehmend hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Umwelt und die Gesellschaft auszurichten“, erklärt Dr. Dorothea Ernst.

Optimierung des Containerhandlings am Hamburger Hafen

„Wir unterstützen zudem die Finanzbranche: Banken, Versicherungen oder Online-Zahlungsanbieter nutzen unsere Software bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität. Und einige Handelsunternehmen setzen sie ein, um die Nahrungsmittelverschwendung entlang der Lieferkette zu senken – dies ist als Unterziel „SDG 12.3“ explizit in der Agenda 2030 formuliert.“

Die INFORM GmbH bietet also eine Software, die richtig eingesetzt, ein Enabler für nachhaltiges Wirtschaften in Unternehmen ist. Auch wenn es letztlich der Kunde ist, der seine Entscheidungen trifft, liefert die Software wichtige Faktoren zur Entscheidung und die Consultants bei INFORM beziehen zunehmend die 17 SDGs in ihren Beratungen und Präsentationen  mit ein.

„In diesem Sinne verstehen wir auch das Verhältnis von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Digitalisierung muss als Enabler für mehr Nachhaltigkeit eingesetzt werden“, erklärt Dr. Ernst.

Bekämpfung von Finanzkriminalität an Geldautomaten und im Online-Zahlungsverkehr

So wird Nachhaltigkeit bei INFORM unternehmensintern gelebt

Auch unternehmensintern wird Nachhaltigkeit bei INFORM bereits an vielen Stellen gelebt: „Wir haben ein sehr gutes betriebliches Gesundheitsmanagement, messen und senken seit dem Geschäftsjahr 2019 regelmäßig unseren CO2-Fußabdruck, außerdem bekommen wir in diesem Jahr eine große Photovoltaik-Anlage und Ladesäulen für mehr als 50 Elektroautos“, berichtet Dr. Dorothea Ernst. Darüber hinaus gibt es auf dem Firmengelände eine Blühwiese mit Bienenstock, eine gute Infrastruktur mit Duschen und Spinden für Mitarbeiter:innen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen und eine zunehmende Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten in der Mensa. Einmal pro Monat bietet Dr. Dorothea Ernst ihren Kolleg:innen eine Schulung zum Thema Nachhaltigkeit an. Der soziale Aspekt des Nachhaltigkeitsbegriffs zeigt sich bei INFORM auch dadurch, dass Servicepersonal, von Putzkräften bis hin zu Katinenmitarbeiter:innen überwiegend direkt bei INFORM angestellt ist. Als familienfreundliches Unternehmen unterstützt das Softwarehaus die Mitarbeitenden durch eine Kita, flexible Teil- und Vollzeitstellen und Lohnfortzahlung für die ersten fünf Tage der Betreuung von kranken Kindern.

Bienenstock auf dem INFORM Campus

Nachgefragt: 3 Fragen an Dr. Dorothea Ernst

Warum benötigen Unternehmen heute Pioniergeist?

„Mit der Nachhaltigkeitstransformation und der digitalen Transformation laufen gerade zwei disruptive Transformationsprozesse gleichzeitig ab. Das besondere an einer Transformation ist, dass es für diesen Prozess keine historische Referenz gibt. Daher benötigt man Pioniergeist, um die Zukunft zu gestalten. Die digitale Transformation ist schon länger im Gange und ist aus der klassischen Ökonomie heraus entstanden. Parallel dazu hat sich die Erkenntnis durchgeschlagen, dass wir eine andere Wirtschaftslogik brauchen, eine „grüne“ Ökonomie.  In der Öffentlichkeit sichtbar wurde das vor allem auch durch die Bewegung Fridays for Future. Unsere neue Aufgabe als Unternehmer:innen für diese Dekade ist der Übergang von klassischer Gewinnorientierung hin zu  systematischer, nachhaltiger Wertschöpfung.“

Wie schafft der Mittelstand den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und CO2 -Neutralität?

„Mittelständische Unternehmen sind ja häufig Familienunternehmen und haben damit eine gute Ausgangsposition. Sie denken in ihrem Wirtschaften in der Regel nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Der erste Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeitstransformation ist anfangen und sich auf eine ‚lange Reise‘ einzustellen. Der Weg zu nachhaltigem Wirtschaften betrifft das ganze Unternehmen in all seinen Facetten. Die Erhebung des Ist-Zustands zeigt in der Regel, dass es schon viel gibt, auf dem sich aufbauen lässt. Im nächsten Schritt geht es dann ans Messen, beispielsweise von CO2-Emmissionen. Meiner Erfahrung nach macht es Sinn, sich auf Stärken zu besinnen und diese auszubauen und für Verbesserungen bzw. Veränderungen klare Prioritäten zu setzen. Zuviel auf einmal ändern zu wollen, ist definitiv nicht nachhaltig; da kommen wir Menschen an unsere Belastungsgrenzen.“

Wie ist deine Haltung zur Klimakrise, was treibt dich an?

„Ich betrachte mich als realistische Optimistin. Corona hat gezeigt, dass wir transformationsfähig sind, wenn die Bedingungen es erfordern. Die Frage ist, ob wir warten wollen, bis die Konsequenzen über uns hereinbrechen oder ob wir diejenigen sein wollen, die Zukunft gestalten.

Mein persönlicher Antrieb, mich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen und in diesem Bereich meine Kreativität und Denkfähigkeit zu investieren, sind meine beiden Töchter. Ich möchte nicht, dass sie Berufsnomaden werden. Für mich ist Nachhaltigkeit das radikale und bedingungslose Ja zum Leben.

Außerdem macht es Spaß und Freude, eine gute Gegenwart und eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.“

Ihr möchtet euch mit anderen Unternehmer:innen der HUB Community austauschen und das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben? Dann werdet Teil der Fokusgruppe Sustainability & Social Entrepreneurship!

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