Kooperation im Rahmen des Exzellenz Start-up Center.NRW

RWTH Innovation und digitalHUB schaffen gemeinsam exzellente Bedingungen für Aachener Startups

Das Exzellenz Start-up Center.NRW ist eine vom NRW-Wirtschaftsministerium ins Leben gerufene Initiative für mehr Gründungen aus Universitäten. Die RWTH Aachen wurde 2018 als eine von sechs Universitäten in Nordrhein-Westfalen für die Förderung ausgewählt und erhält damit eine Fördersumme von insgesamt 25 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Das Aachener Projekt im Rahmen des Exzellenz Start-up Center.NRW (ESC) lautet „Building Europe’s leading integrated Tech Incubator“. Um die Umsetzung kümmert sich die RWTH Innovation in Kooperation mit ausgewählten Partnern. Auch der digitalHUB ist bei dem Projekt als Partner mit an Bord und arbeitet eng mit der RWTH Innovation zusammen.

Um euch einmal näher vorzustellen, was eigentlich hinter dem Projekt „Exzellenz Start-up Center“ (ESC) steckt, was die Vision ist und welche Rolle wir als digitalHUB dabei spielen, haben wir ein Interview mit Marius Rosenberg, Managing Director des ESC, und Dr. Christian Klusmann, Startup Coach und ESC-Projektverantwortlicher beim digitalHUB Aachen, geführt.

Welche Bedeutung hat das ESC für die Startup-Szene in Aachen?

Marius Rosenberg:  Das Exzellenz Start-up Center ist für die ganze Startup Community in Aachen eine riesige Chance, da bislang noch nie so viel Geld in den Aufbau der Community geflossen ist. Diese Förderung ermöglicht uns, eine Infrastruktur aufzubauen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die nachhaltig über das Projekt hinauswirken werden. Das ESC sehe ich damit als Initialzündung für die Community, auf deren Basis die Gründungskultur in Aachen und der Region langfristig gestärkt wird.

Dr. Christian Klusmann:  Ein weiterer Punkt ist, dass wir durch das ESC-Projekt die Startup-Angebote noch breiter in alle Studiengänge und wissenschaftliche Bereiche tragen und Studierende und Wissenschafler:innen noch besser für Gründungsthemen sensibilisieren können. NRW-weit ist Aachen in puncto Intellectual Property führend. Mit dem Projekt können wir das Gründungsthema in Aachen noch höher aufhängen und das Potenzial noch stärker nutzen.

Marius, du bist seit Anfang 2021 Managing Director des ESC in Aachen. Was ist deine Vorgeschichte und wie bist du zum ESC gekommen?

Marius Rosenberg:  Tatsächlich bin ich schon lange tief in der Aachener Gründungsszene verwurzelt. 2012/2013 habe ich Adhesys Medical mitgegründet, eine MedTech-Firma, die chirurgische Klebstoffe entwickelt und vertrieben hat. Über fünf Jahre haben wir das Startup aufgebaut, bis wir es 2017 schließlich erfolgreich an Grünenthal verkauft haben. Bis Ende 2020 habe ich dann weiter bei Grünenthal gearbeitet, aber parallel immer die Start-up-Szene in Aachen unterstützt, sowohl als Mentor, als auch als Angel Investor. Bei dem ESC-Projekt war ich von Anfang an für die RWTH Innovation im Beirat und habe bei der Projektentwicklung mitgewirkt. Als Prof. Malte Brettel mich dann gefragt hat, ob ich als Geschäftsführer des ESC einsteigen möchte, wusste ich sofort, dass es genau das Richtige für mich ist. In dieser Position kann ich meine Erfahrungen vom Gründen einer Firma an Startups weitergeben und vielen Startups auf konsolidierte Weise direkt helfen.

Christian, du bist Startup Coach im digitalHUB und verantwortlich für die Anbindung des digitalHUB an das ESC. Was ist dein Hintergrund und deine Connection zur Aachener Startup-Szene?

Dr. Christian Klusmann:  Meine Connection zu Aachen und zur Startup-Szene begann mit dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der RWTH Aachen und der TU Delft. Während dieser Zeit gründete ich mit meinem Bruder und einem befreundeten Programmierer ein E-Learning-Unternehmen und baute ein zweites Studierenden-Team am Standort Delft auf. Für meine Promotion zum Thema Geschäftsmodelle ging ich an die Universität Kassel, wo ich auch die Lehre im Bereich Entrepreneurship verantwortete. Seitdem ich selbst Startup-Luft geschnuppert habe, bin ich vom Thema Entrepreneurship begeistert und versuche diese Faszination an Gründungsinteressierte weiterzugeben. Heute berate ich als Teil des Startup-Teams des digitalHUB Aachen einerseits Startups der frühen Phase zur Ausgestaltung digitaler Geschäftsmodelle und – als ursprünglich gelernter Bankkaufmann – insbesondere zu Finanzierungsthemen. Andererseits arbeite ich in Kooperation mit der RWTH Aachen an der Entwicklung des Exzellenz Start-up Centers.NRW mit.

 

Das ESC Aachen steht unter dem Projektnamen „Building Europe’s leading integrated Tech Incubator“. Was genau ist unter diesem Ziel zu verstehen?

Marius Rosenberg:  Die RWTH hat die besten Voraussetzungen, um technologiebasierte Startups hervorzubringen. Wir sind die größte technische Universität in Deutschland und in Sachen Drittmittel stets auf den obersten Plätzen. Anwendungsorientierte Technologie-Entwicklung steht schon immer im Fokus der RWTH. Neben den Kooperationsprojekten mit der Industrie werden wir nun zusätzlich noch mehr in Gründungen investieren und die RWTH zu einem Top-Standort für technologiebasierte Ausgründungen machen. Unsere Vision ist, dass zukünftig bei europäischen Deep-Tech-Gründungen an Aachen kein Weg vorbeiführt.

Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen, um das Ziel zu erreichen?

Marius Rosenberg: Unser Projekt im Rahmen des ESC läuft seit Juli 2019. Das Entrepreneurship Center der RWTH und die RWTH Innovation gab es zu dem Zeitpunkt bereits und damit gab es natürlich auch vorher schon Gründungsunterstützung und Technologietransfer an der RWTH. Im ESC werden diese Aktivitäten nun noch stärker gebündelt und ausgebaut. An der RWTH hat sich die Zahl der Mitarbeitenden in dem Bereich von 35 auf 65 beinahe verdoppelt. Die ersten Schritte waren die Ausarbeitung und der Aufbau eines konsistenten Programms. Neben unserem Ideation Program haben wir zum Beispiel ein Incubation Program gestartet, bei dem es darum geht, Startups zur Investment Readiness zu führen. Außerdem arbeiten wir an einem Community-Programm, mit dem wir Gründerinnen und Gründer über die Gründung hinaus unterstützen und in die Community einbinden möchten. Gleichzeitig binden wir weitere Partner sowie Institute und Lehrstühle als sogenannte Verticals bzw. Fachinkubatoren ein, die die Entwicklung der Startups dann gezielt weiter begleiten.

Einer der Verticals ist der digitalHUB Aachen. Welche Rolle spielt der digitalHUB Aachen als Vertical genau und was sind seine Angebote?

Dr. Christian Klusmann:  Der digitalHUB ist als Vertical Ansprechpartner für alle Startups mit digitalem Fokus beziehungsweise digitalem Geschäftsmodell. Mit verschiedenen Workshop-Angeboten sensibilisieren wir die Gründerinnen und Gründer frühzeitig für digitale Geschäftsmodelle oder zumindest eine digitale Komponente im Sinne eines hybriden Geschäftsmodells mitzudenken. Das erreichen wir durch verschiedene Workshop-Formate wie beispielsweise unseren Challenge the Business Model Workshop – ein Format, bei dem das bestehende Geschäftsmodell mit Expertinnen und Experten diskutiert und auf die Probe gestellt wird. In Zusammenarbeit mit den Interactive Pioneers bieten wir außerdem einen Design Sprint als intensiven, einwöchigen Workshop an, in dem binnen kürzester Zeit ein digitaler Service kreiert und getestet wird. Darüber hinaus bieten wir ein großes Portfolio aus Coaching, Events – einige davon übrigens in Kooperation mit der RWTH Innovation – und verfügen über ein großes Netzwerk aus Investoren und regionalen Mittelständlern. Als akkreditiertes Gründernetzwerks im Rahmen der Initiative Gründerstipendium.NRW sind wir zudem erster Ansprechpartner für Startups, die sich für das Gründerstipendium.NRW interessieren. Startups, für die hingegen aufgrund besonderer Technologie das EXIST-Gründerstipendium das Richtige ist, leiten wir direkt an die RWTH Innovation weiter, die in dem Bereich die Expertise hat.

Marius Rosenberg:  Hier zeigt sich, wie unsere Angebote und Stärken insgesamt ineinandergreifen: Die RWTH Innovation legt ihren Fokus auf die kapitalintensiven Deep-Tech-Startups und das in dem Zusammenhang häufigere EXIST-Gründerstipendium. Dagegen adressiert der digitalHUB die digitalen Startups, bei denen die Entwicklungen häufig schneller verlaufen und ist damit gleichzeitig Ansprechpartner für das niederschwelligere Gründerstipendium.NRW.

Wie wird sich die Zusammenarbeit perspektivisch weiterentwickeln?

Dr. Christian Klusmann: Unser Ziel ist es, das gemeinsame Matchmaking noch stärker zu intensivieren und dadurch den Aachener Startups ein noch größeres Netzwerk aus Mittelstand und Corporates zur Verfügung zu stellen. Während wir als digitalHUB die Schnittstelle zum regionalen Mittelstand sind, verfügt die RWTH Innovation darüber hinaus über einen engen Draht zu größeren Unternehmen und Konzernen.

Marius Rosenberg: In dem Bereich werden wir unsere Netzwerke künftig noch mehr füreinander nutzbar machen. Was allerdings jetzt schon super funktioniert, ist die direkte enge Zusammenarbeit: Es ist völlig egal, an welche Tür die Gründungsteams in Aachen klopfen, sie landen in unserem Netzwerk immer an der für sie individuell passendsten Stelle.

Welche Rolle wird der Collective Incubator für die Zukunft des ESC und die Zusammenarbeit spielen?

Dr. Christian Klusmann: Durch den Collective Incubator, in dem auch der digitalHUB vertreten sein wird, wird der Austausch auf jeden Fall noch einmal direkter und persönlicher werden!

Marius Rosenberg: Dass der digitalHUB und der Collective Incubator dann ab Q4 dieses Jahres auf derselben Straße und weniger als einen Kilometer voneinander entfernt sein werden, ist wirklich das optimale Set-up: So können wir in beiden Locations gemeinsame Meetings und Veranstaltungen machen, uns auch physisch die Bälle zuspielen und zusammen Gründerinnen und Gründern die besten Startbedingungen geben.

 

Das Interview führte Karin Bönig, PR-Redakteurin im digitalHUB Aachen

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