Zum Lachen in den Keller? Ein Plädoyer für mehr Spaß auf der Arbeit!

Darf Arbeit Spaß machen? Ich weiß, das ist eine polemische Frage.

Gleichzeitig diskutieren wir im Coaching und unseren Masterclasses so oft über das Thema, dass ich mir sicher bin, dass die Frage mit einigen Emotionen verbunden ist und es hierbei ganz viel darum geht, wie ich geprägt worden bin und welche Werte ich vermittelt bekommen habe. Sowohl als Kind, als auch in meinen (ersten und weiteren) Jobs.

Um einmal vorne anzufangen – unlängst bauten wir ein Modell unserer „Traumfortbildung“ (ja wirklich! Ein Modell. Buchstäblich. Denn wir befanden uns in unserer Lego Serious Play Ausbildung) – eine Teilnehmerin (ok, ich gebe es zu, ich war es 😉), baute viele rosa Muffins als Metapher für die nötige Wohlfühlatmosphäre ein. Darauf sagte ein anderer Teilnehmer „das ist mir zu viel Wohlfühlen – ich mach sowas ja schließlich nicht zum Spaß“.

HA! Ok – rosa Muffins – geschenkt!

Wer lacht, arbeitet nicht

„Ich bin hier nicht zum Spaß“ – das hat mich geschüttelt. Ist es denn wirklich so? Machen wir den Job denn nicht, weil er uns Spaß macht? Oder Spaß machen sollte? Zumindest ab und zu? Und in meiner idealen Vorstellung?

Klargestellt: ich rede hier nicht davon, dass wir JEDEN Tag mit einem breiten Grinsen im Meeting sitzen und uns unentwegt selbst beglückwünschen, den tollsten Job der Welt zu haben. In jedem Job gibt es Tage, Phasen oder Details, die uns keinen Spaß machen. Und manchmal haben wir auch einfach keine (Job-)Wahl. Aber darum geht’s hier nicht.

Ist es denn so abwegig, im Beruf Spaß zu haben? Sich wohlzufühlen? Und kann ich mir nicht mal selbst erlauben, Spaß zu haben – und dafür auch noch Geld zu bekommen?

Aber wer lacht, arbeitet schließlich nicht, oder?

 

First things first

Die Idee, dass Arbeit kein Spaß ist, beruht meiner Ansicht nach auf einer bereits veralteten Denkweise. Arbeitnehmer:innen werden heute (hoffentlich auch in Deinem Unternehmen) nicht mehr als Maschinen betrachtet, die einfach funktionieren sollten, ohne Freude oder Emotionen.

Viele Organisationen haben erkannt, dass Mitarbeiter:innen, die glücklich und zufrieden sind, motiviert sind und Spaß bei der Arbeit haben, auch produktiver und effektiver sind. PUNKT. Unsere Kultur, unsere Gesellschaft befindet sich im stetigen Wandel und dieser wird auch immer einen Wandel in der Unternehmenskultur möglich und nötig machen. Stehen bleiben und an Althergebrachtem festhalten ist keine Option für die Zukunft. Das zeigt uns die schnelle Entwicklung z.B. vom Einsatz von KI in unserem (Arbeits-)Alltag auf beeindruckende Weise – technisch wie gesellschaftlich.

 

Katsching!

Es gibt zahlreiche Vorteile, die mit dem Spaß oder genereller „Motivation“ bei der Arbeit verbunden sind. Auch wenn Spaß und Motivation nicht genau das gleiche sind, hängt beides doch sehr stark zusammen. Wenn Mitarbeiter:innen Spaß an ihrer Arbeit haben, fühlen sie sich in der Regel motivierter und sind engagierter, was wiederum dazu beträgt, dass sie bessere Ergebnisse erzielen, sie länger bei einer Sache bleiben, bis diese richtig gut ist, sich selbstständig weiterentwickeln, eine hohe Identifikation mit dem Team und der ganzen Organisation haben… Darüber hinaus ist Spaß gut für‘s Arbeitsklima, was unweigerlich dazu führt – ich muss es so drastisch sagen 😉 – dass Mitarbeiter:innen sich wohlfühlen und mehr Vertrauen in ihre Kolleg:innen und Führungskräfte haben.

Uns als Führungskräfte, Personalentwickler:innen, CEOs … sollte es daher aus unterschiedlichen Gründen am Herzen liegen, Motivation, Sinn – und ja: auch SPAß! – in unserem Unternehmen zu fördern! Wohlbefinden, Zufriedenheit, Freude an der Arbeit – wirkten sich auch ganz direkt auf die physische und mentale Gesundheit der Mitarbeiter:innen aus. Studien zeigen, dass z.B. krankheitsbedingt Fehltage bei Mitarbeiter:innen, die wenig Sinn und Motivation in ihrer Arbeit finden, im Durchschnitt doppelt so hoch liegen wie bei denen, die eine motivierende Unternehmenskultur erfahren. Ich kann also nicht nur mehr leisten, wenn ich motiviert bin und mache ein glücklicheres Gesicht dabei – sondern bin auch weniger oft krank. (Für alle, die die Dinge eher von der „wirtschaftlichen“ Seite aus betrachten: Katsching!)

 

It´s complicated!

ABER WIE??? Ok – schön, dass Du diese Frage stellst 😊 Denn jetzt geht es ans Eingemachte! Zu SAGEN dass „Motivation“ ‘ne gute Sache ist, ist einfach – das „wie“ ist die Schwierigkeit.

Was die Sache kompliziert macht: Zum allergrößten Teil ist jede:r selbst für seine/ihre Motivation verantwortlich! Die Mitarbeiter:innen, du… ich… Wir sind für uns (selbst)verantwortlich! (Das gilt im Übrigen nicht nur für Motivation, sondern auch für alle anderen unserer Gefühle, Zustände, Eigenschaften… Ich habe es selbst in der Hand, wie ich mit meinen Gefühlen umgehe, wie ich sie bewerte, was ich vielleicht ändern möchten. Ich kann nur MEIN Verhalten ändern und an diesem arbeiten – nicht das Verhalten anderer. Auch wenn Menschen dazu neigen, es immer und immer wieder zu versuchen – das ist aber eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden).

„Puh – so ein Glück, dann muss ich ja gar nichts machen, ich bin aus dem Schneider“ – ah schade, so einfach ist es leider nicht. Um ehrlich zu sein: in den allmeisten Fällen fangen Menschen einen neuen Job an und sind hochmotiviert. Alles ist spannend, neu, alle sind supernett, die Führungskraft super aufmerksam, es ist ein bisschen herausfordernd und vielleicht auch manchmal etwas außerhalb der Komfortzone. Das ist, was wir brauchen, um motiviert zu sein, der Treibstoff sozusagen. Läuft! Und dann? Beginnt der Arbeitsalltag und die Motivation geht in den Keller (– zum Lachen. Ha! Da ist der Faden wieder).

Wenn die Motivation einmal pfutsch ist, können wir in den meisten Fällen rein gar nichts daran ändern (ja auch eine Gehaltserhöhung ist hier nicht mehr hilfreich).

 

Die richtigen Rahmenbedingungen

Die Frage muss also lauten: „Wie erhalte ich Motivation aufrecht?“ Dafür bin ich nämlich als CEO/Führungskraft/Peoplemanager:in… sehr wohl verantwortlich und kann aktiv etwas dafür tun.

Ich kann die Umgebung und die Rahmenbedingungen schaffen. Den Nährboden bereitstellen und in herausfordernden Zeiten ein bisschen Dünger hinzugeben (natürlich Bio-Dünger, das versteht sich von selbst!).

Für diese Umgebung und die Rahmenbedingungen gibt es kein Patentrezept, keine Blaupause, die ich über jede Organisation stülpen kann und durch eine wundersame Kraft (und ganz ohne Arbeit und Anstrengung) schwirren plötzlich nur höchstmotivierte, glückliche Menschen um mich herum (keiner hat gesagt, es würde einfach sein).

 

Eine Basis schaffen

Nicht jede Motivationsstrategie funktioniert für jede:n Mitarbeiter:in gleichermaßen. Schlüssel ist auch hier wie so oft, auf individuelle Bedürfnisse und Vorlieben einzugehen und eine offene Kommunikation zu pflegen.

Ein paar grundlegende Dinge schätzen wir allerdings so ziemlich alle – sie sind die Basis für Freude bei der Arbeit und die Aufrechterhaltung von Motivation:

  1. Ehrliche Wertschätzung – ich weiß, Du kannst es nicht mehr hören. Es ist aber so wichtig, dass ich gerne an dieser Stelle weiterhin damit nerve. 😉 Wertschätzung zeigt sich in unterschiedlichen Dingen. In ehrlicher Anerkennung, in freundlichen Worten, in Verständnis füreinander, in einem achtsamen Umgang miteinander, dass ich mich darum kümmere, dass meine Mitarbeiter:innen mental & physisch gesund sind (z.B. durch betriebliches Gesundheitsmanagement), durch ungeteilte Aufmerksamkeit, einander zuhören und einander helfen. Eigentlich total einfach (das hilft nicht nur im Büro 😉) und gleichzeitig oft so sauschwer, im Arbeitsalltagsstress umzusetzen.
  2. Beteilung aller – grundsätzlich werden Menschen gerne nach ihrer Meinung gefragt, vor allem wenn es um Dinge geht, in denen sie sich gut auskennen und/oder die sie selbst direkt betreffen. Das ist bei den meisten Entscheidungen oder Herausforderungen im Unternehmenskontext der Fall. Bezieht die Menschen ein, fragt danach „Was würdest Du tun?“, „Welche Idee hast Du dazu?“ und das Wichtigste – Sei bereit, dann auch andere Herangehensweisen zu akzeptieren und die Dinge anders zu machen, als sie ursprünglich in Deinem Kopf waren. Denn: Nichts ist demotivierender als eine „Scheinbeteilung“ à la „Ich frag Dich und dann mach‘ ich trotzdem, was ich will“.
  3. Flow-Zustände – schafft die Voraussetzungen für Flow-Zustände! Kaum etwas motiviert Menschen mehr, als sich in einem Flow-Zustand zu befinden. Dazu ist es notwendig, gemeinsam zu schauen, wie dieser Zustand (nicht dauerhaft – aber zumindest hin und wieder) erreicht werden kann. Um einen Flow-Zustand zu erreichen, benötige ich eine Tätigkeit, die gerade herausfordernd ist, aber immer noch meinen Fähigkeiten entspricht und ein klares Ziel hat (wie das Schreiben eines Blogbeitrags zum Beispiel). Setzt Euch zusammen und redet darüber – was könnte das sein?

 

Wenn Du Dich weiter darüber austauschen möchtest mit uns, mit Menschen, die die gleichen (oder ganz andere) Herausforderungen haben, von unterschiedlichen Blickwinkeln und auch mal handfesten Methoden profitieren, dich selbst reflektieren und neues lernen und entdecken möchtest – dann bist Du in unseren Masterclasses „NewWork – digitales Mindset & agile Methoden“ genau richtig. Hier sprechen wir über all das, was ich oben beschrieben habe, ganz konkret – und über noch viel mehr! Was beschäftigt Dich? Welche Herausforderungen siehst Du für das Arbeiten in der Zukunft? Wir freuen uns, mit Dir in den Austausch zu kommen.

Über die Autorin:

Dr. Miriam Zeichner ist Head of Corporate Consulting im digitalHUB Aachen und Expertin für NewWork.

Sie promovierte in Aachen in Stahlmetallurgie und wechselte nach der Promotion ins Forschungszentrum Jülich, wo sie ein Team aus 25 wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen und Betriebswirt:innen führte.

Heute hat sie Lust, aus dem, was sie dabei gelernt hat, die neue Arbeitswelt zu gestalten. Seit 2020 verstärkt sie das HUB-Mittelstandsteam – in dem sie Petra Grossmann getroffen hat und beide wussten gleich: Aus unserer Zusammenarbeit kann etwas Gutes entstehen.

 

Beitragsbild: stock.adobe.com/Vavilen 

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