atec’19 – Partnering Via Academia

„HOW TO CONNECT CORPORATES WITH UNIVERSITY STARTUPS“

Zum neunten Mal trafen sich im SuperC an der RWTH Aachen Studierende, Gründerteams, Investoren, Wissenschaftler und Experten: Die atec ist die größte Konferenz für Innovation und Entrepreneurship in der Region und längst eine bekannte Größe. Rund 400 kamen am Montag zusammen, um sich auszutauschen, zu diskutieren und dabei wertvolle Kontakte zu knüpfen. Das diesjährige Motto der Innovationskonferenz: die Partnerschaft zwischen universitären Startups und der Wirtschaft.

„Wir leben in spannenden Zeiten“, sagte Professor Dr. Malte Brettel, Prorektor der RWTH und Inhaber des Lehrstuhls für Innovation und Entrepreneurship, bei der Eröffnung des Nachmittagsprogramms. „Die Welt verändert sich. Auch Aachen kann darin eine große Rolle spielen.“ Mittlerweile zähle man mehr als 60 Gründungen pro Jahr, die aus der RWTH heraus entstehen und eine Rolle in der Region und darüberhinaus spielen. „Der Gründer-Spirit ist an der Universität angekommen“, so Brettel. Ein neuer, wichtiger Schritt in diese Richtung sei der geplante RWTH-Inkubator, mit dem jährlich bis zu 90 Unternehmensgründungen initiiert und langfristig zehntausende neue Arbeitsplätze in NRW geschaffen werden sollen: „Unternehmerisches Denken und Handeln soll zentraler Bestandteil der RWTH-Kultur werden, um letztlich auch zu erreichen, dass kein Forschungsergebnis für den Transfer in die Wirtschaft verloren geht und jedes Startup zielgerichtete Unterstützung erhält.“

Prof. Dr. Malte Brettel atec

Dabei arbeite die RWTH eng mit dem digitalHUB Aachen zusammen. „Wir haben dieselben Ziele und bündeln unsere Kräfte“, bestätigte Dr. Oliver Grün, Vorstandsvorsitzender des digitalHUB Aachen e.V. und Vorstand der GRÜN Software AG. „Wir müssen die Fähigkeit, deep tech-Produkte zu entwickeln, mit digitalen Geschäftsmodellen kombinieren“, führte er im Rahmen der Aachen Technology and Entrepreneurship Conference – kurz „atec“ – aus. Die atec wird vom RWTH Innovation Gründerzentrum und dem digitalHUB Aachen gemeinsam ausgerichtet.

Die enge Zusammenarbeit zwischen der RWTH und dem digitalHUB Aachen wolle man im Rahmen der durch das NRW Wirtschaftsministerium geförderten Initiative „Exzellenz Start-up Center“ (ESC) fortführen und ausbauen: „Der digitalHUB Aachen wird die urbane Erweiterung des ESC auf dem nicht innerstädtischen RWTH-Campus“, so Grün. „Gleichzeitig verankern wir uns personell und mit Flächen im neu entstehenden Inkubator auf dem Campus.“ Auf diese Weise wolle man die spezielle Expertise zu digitalen Geschäftsmodellen und den Zugang zum regionalen Mittelstand in die Initiative ESC einbringen.

Keynote: Sebastian Pollok teilt seine persönliche Story

Wie in den vergangenen Jahren startete der Tag mit einem Investoren- und Startup-Speed-Dating, bei dem Gründer aus dem RWTH-Umfeld auf finanzstarke Investoren trafen. Die daran anschließende atec-Konferenz beinhaltete verschiedene Vorträge von renommierten Unternehmern sowie eine Podiumsdiskussion. Den Anfang machte Keynote-Speaker Sebastian Pollok, Mitgründer von Amorelie und Gründungspartner des Berliner VC-Fonds „Visionaries Club“. Er brachte keine „Slides“ mit, sondern ein Notizbuch, in das er vorab Fragen aus dem Publikum notierte. Auf dieser Grundlage gestaltete er seinen Vortrag, der nicht nur auf seine Zeit in San Francisco und die Gründungsgeschichte von Amorelie einging, sondern auch auf Themen wie Ideenfindung, Herausforderungen und Niederlagen oder seine Einschätzung zu der „female founder discussion“. Dabei gab er den Studierenden und Gründern eine Reihe von Ratschlägen mit auf den Weg, auch: „Wenn du es in dir hast, leg los!“

Sebastian Pollok, Mitgründer von Amorelie

Sebastian Pollok, Amorelie

Diskussion: Can Germany grow more unicorns?

Können in Deutschland „Unicorns“ entstehen? Dieser Frage gingen Henrike Luszick von Bridgemaker, Frank Thelen von Freigeist und Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds in der Podiumsdiskussion nach. Einig waren sich alle darin, dass es nur eine Frage der Zeit sei, dass in Deutschland mehr Erfolgsgeschichten umgesetzt werden. „Die Technologie ist da, jetzt müssen wir etwas daraus machen“, forderte Thelen. Dazu braucht es Mut und Durchhaltevermögen und „brilliant minds“, die auch querdenken können. Leider sei das deutsche Gründertum „superbad in fund-raising“ und „superbad in execution“. Die Gefahr sei, dass Deutschland abgehängt werde und an Bedeutung verliere. „Es werden definitiv viele Unicorns entstehen, aber wir brauchen ein größeres Ziel für Deutschland und Europa: Wir benötigen ein 100-billion-plus-Unternehmen“, so Thelen. Ab dieser Größe besetze man einen bestimmten Bereich im „ecosystem“, sei es der Bereich Commerce, Soziales oder Transport. „Anderenfalls verlieren wir unsere Verhandlungsmacht, wenn es um andere bedeutende Dinge geht, wie AI oder die Klima-Diskussion.“

Frank Thelen von Freigeist Capital, Henrike Luszick von Bridgemaker, Dr. Alexander von Frankenberg vom Hight-Tech Gründerfond

Erstmalig endete die Innovationskonferenz mit dem atec’19 Pitching Contest „The Battle of the Big Five“. Nach fünf spannenden Pitches entschied sich die Jury für das Startup „Hades“, das eine KI-basierte Software für die Bewirtschaftung von städtischen Entwässerungssystemen entwickelt. Der besondere Preis: die Teilnahme am International Accelerator Program @Plug & Play im Silicon Valley für drei Monate. Außerdem zeichnete die RWTH aus der Hochschule heraus gegründete Unternehmen mit dem RWTH Spin-off Award aus. Die Gewinner – Clinomic, CellEQ, Senseering, DroidDrive, Safion, EnergyCortex und Mindmotiv – waren von einer Jury des RWTH Innovation Gründerzentrums ausgewählt worden.

Gewinner des RWTH Spin-off Award 2019

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